Potsdamer Platz

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Der Potsdamer Platz ist ein Verkehrsknoten in den Berliner Ortsteilen Mitte und Tiergarten im Bezirk Mitte zwischen der alten Innenstadt im Osten und dem neuen Berliner Westen. Als Doppelplatzanlage schließt er sich westlich an den Leipziger Platz an.

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Geschichte

Das Potsdamer Tor übernahm die Funktion des 1738 abgerissenen Leipziger Tores im Südwesten von Alt-Berlin und wurde daher lange Zeit synonym auch als Neues Leipziger Tor bezeichnet. Es war eines von vierzehn Toren in der bis 1737 fertiggestellten Berliner Akzisemauer. Westlich des Tores trafen fünf Straßen und Wege strahlenförmig zusammen. Die wichtigste Verbindung war die zum Neuen Garten bei Potsdam, der Sommerresidenz von König Friedrich Wilhelm II. Von 1788 bis 1795 wurde die Berlin-Potsdamer Chaussee angelegt, eine der ersten beiden modernen Landstraßen im Königreich Preußen. Nach Plänen des königlichen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel wurde 1824 das baufällige alte Potsdamer Stadttor durch zwei Torhäuser im klassizistischen Stil ersetzt. Auch nach dem Abriss der Akzisemauer 1867 blieben die beiden sogenannten „Schinkel“ stehen und prägten den Platz bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Der damals noch am Stadtrand gelegene Potsdamer Platz wurde 1838 mit dem Bau des ersten Potsdamer Bahnhofs für die Berlin-Potsdamer Eisenbahn und der Eröffnung der Verbindungsbahn im Jahr 1850 (1871 wieder eingestellt) Zug um Zug zu einem großstädtischen Umschlagplatz für Menschen und Waren, weiter verstärkt vom Vorortverkehr über die beiden 1891 gebauten Seitenbahnhöfe der Wannsee- bzw. Ringbahn. In der Belle Époque nach der Reichsgründung 1871 eröffneten rund um den Platz neue Hotels und gastronomische Betriebe, darunter an der Einmündung der Königgrätzer Straße das Hotel Fürstenhof und an der Westseite des Potsdamer Platzes mit direktem Blick in die Leipziger Straße der Literaten- und Künstlertreffpunkt Café Josty. Auf der Nordseite (Potsdamer Platz 1) eröffnete 1888 das Grand Hotel Bellevue, auch Thiergarten Hotel bzw. Hotel Du Parc genannt, und östlich gegenüber am Leipziger Platz 18 hinter dem nördlichen Torhaus schließlich 1893 das Palast Hotel.[1]

1900 bis 1945

Bis zum Ersten Weltkrieg etablierten sich weitere Betriebe rund um den Platz und in der näheren Umgebung. Zum Besuchermagnet wurde das von 1896 bis 1906 an der nordöstlichen Seite des Leipziger Platzes auf 27.000 m² Grundstücksfläche nach Plänen von Alfred Messel in drei Bauabschnitten errichtete Kaufhaus Wertheim, für das Heinrich Schweitzer 1911/1912 noch eine Erweiterung schuf.

Als zusätzliche Verkehrsanbindung diente ab 1902 der U-Bahnhof Potsdamer Platz, eine der ersten drei Stationen[2] der Berliner U-Bahn, deren erste Linie von dort nach Süden zum U-Bahnhof Gleisdreieck führte.

Als zentrumsnaher Dreh- und Angelpunkt entwickelte sich die Gegend um den Potsdamer Platz zu einem großstädtischen Amüsierviertel. Während hier tagsüber Angestellte, Sekretärinnen, Geschäftsleute und Touristen flanierten, bestimmten nachts Amüsierwillige, Varietébesucher und Prostituierte das Bild. Obwohl die Ausübung der Prostitution im Berlin des Kaiserreichs strengstens untersagt war, entstand seit Beginn des 20. Jahrhunderts rund um den Platz ein veritables Rotlichtmilieu. Verewigt wurde diese Seite des Potsdamer Platzes durch ein bekanntes Gemälde des expressionistischen Künstlers Ernst Ludwig Kirchner, Potsdamer Platz, 1914, das zwei mondän gekleidete Frauen sowie eine Reihe weiterer Personen vor einem Nachtleben-Hintergrund inszeniert.

Unmittelbar hinter dem Gebäude des Cafés Josty an der Westseite (Potsdamer Platz 2) wurde von 1905 bis 1907 in dem Komplex Bellevuestraße 19/20 und Potsdamer Straße 3 (Nr. 8 ab 1937) das Weinhaus Rheingold gebaut, ein Großrestaurant des Aschinger-Konzerns mit Platz für bis zu 4000 Gäste.

Im Anschluss entstand direkt daneben an der Potsdamer Straße 4 (Nr. 10 ab 1937) in den Jahren 1907 bis 1908 nach Plänen des Architekten Otto Stahn das Vox-Haus. Hinter der gemauerten Jugendstilfassade verbarg sich ein Stahlskelettbau. Es beherbergte die Vox-Schallplatten- und Sprechmaschinen-AG und ab 1921 im Dachgeschoss den Sender Funk-Stunde Berlin. Dort begann mit der ersten öffentlichen Hörfunksendung am 19. Oktober 1923 die Geschichte des Hörfunks in Deutschland.

Vor dem Potsdamer Bahnhof entstand 1911 auf der südwestlichen Seite im Auftrag des in der Behrenstraße 24 ansässigen Bierhauses Siechen der „Bierpalast“ (Potsdamer Platz 2).[3] Das von dem Architekten Johann Emil Schaudt entworfene Gebäude wurde später von der Pschorr-Brauerei übernommen und ist daher heute eher als Pschorr-Haus am Potsdamer Platz bekannt.

In Sichtweite des Platzes entstand 1911/1912 unmittelbar neben dem Potsdamer Bahnhof an der Einmündung der Köthener Straße in die Königgrätzer Straße (ab 1930: Stresemannstraße) nach Plänen des Architekten Franz Schwechten das sechsgeschossige Haus Potsdam, eine Mischung aus Vergnügungspalast und Bürohaus mit einer markanten Kuppel zum Platz hin. Kurz naach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde 1914 das darin gelegene Café Piccadilly in Vaterland - Kaffeehaus Potsdamer Platz umbenannt. Im Haus war ein großes Kino untergebracht, außerdem besaß hier die UFA Büroräume. Nach dem Umbau zur Großgaststätte eröffnete es 1929 unter dem Namen Haus Vaterland neu und avancierte unter Leitung der Gastronomenfamilie Kempinski zum größtem Amüsierpalast im Deutschen Reich. Bekannte Restaurants in dem Gebäude waren die Rheinterrassen (mit einer stündlichen Gewittersimulation), das Wiener Café und Weinlokal Grinzing sowie die bayerische Bierstube Löwenbräu. Der langgestreckte Bau wurde bei den Luftangriffen auf Berlin mehrfach schwer getroffen. Nach dem Krieg konnten im nördlichen Teil des Gebäudes noch einige Räume mit einfacher Ausstattung als HO-Gaststätte Haus Vaterland wieder hergerichtet und weiter betrieben werden. Durch die Lage direkt an der Sektorengrenze geriet es jedoch in eine innerstädtische Randlage. Nach dem Mauerbau 1961 war der zunehmend verfallende Bau bis zu einem Gebietstausch im 1972 nicht mehr zugänglich. Aus Verkehrssicherungsgründen wurde die Ruine schließlich im Jahr 1976 abgetragen.

Vor dem Haus Potsdam befand sich nordöstlich des Bahnhofs bis 1922 der winzige Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde und Mutter Michaelis’ Blumenhalle.

In den Goldene Zwanziger Jahren prägte ab 1924 der Verkehrsturm mit der ersten Verkehrsampel Berlins das Straßenbild. Der Magistrat hatte aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens Siemens & Halske beauftragt - nach der 1922 auf dem Stephansplatz in Hamburg installierten Einrichtung - die zweite Verkehrsampel im Deutschen Reich aufzubauen. Die drei Lichter waren nicht, wie heute üblich vertikal, sondern horizontal angeordnet. Als Vorbild dienten die gerade in den USA aufgekommenen Ampeln. Bei den Bauarbeiten für den Nord-Süd-Tunnel wurde der technisch überholte Verkehrsturm in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober 1937 wieder abgebaut.

Das Architekturbüro „Gebr. Luckhardt und Anker“ (Wassili und Hans Luckhardt mit Alfons Anker) baute 1928/29 das neben dem Pschorr-Haus liegende Telschow-Haus (Potsdamer Straße 141 (Nr. 1 ab 1937) im Stil der Neuen Sachlichkeit um. Das Gebäude der Conditorei Telschow erhielt eine elegant geschwungene Fassade aus mehrfarbigem Opalglas und wurde so zu einem der modernsten Gebäude Berlins.[4]

Das zehngeschossige Columbushaus, nach Entwürfen von Erich Mendelsohn auf dem Grundstück des 1928 abgerissenen Grand-Hotels Bellevue erbaut, vervollständigte ab 1932 die Reihe moderner, ehrgeiziger Gebäude am Platz.[5]

Über den Platz führte ab 1932 führte über den Platz die Fernverkehrsstraße Nr. 1 (ab 1934 Reichsstraße 1), die Aachen mit Ostpreußen verband. Heute ist es bis an die Oder die Bundesstraße 1.

Siebzig Tage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde am 6. November 1939 der S-Bahnhof Potsdamer Platz eröffnet.

1945 bis 1989/1990

Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein war der Potsdamer Platz einer der belebtesten Plätze Europas. Nach den Luftangriffen der Alliierten in den 1943/1944er-Jahren lag er jedoch zur Hälfte in Trümmern. Nach Kriegsende wurden die Ruinen rund um den Platz oberirdisch enttrümmert, die Fläche wurde dann einige Zeit als Bau- und Lagerplatz für die zu recycelnden Materialien benutzt.[6] Bald diente das Dreiländereck zwischen dem sowjetischen, dem britischen sowie dem amerikanischen Sektor als blühender Schwarzmarkt. Mit der Einführung der Deutschen Mark in den westlichen Sektoren und dem Beginn der Berlin-Blockade im Juni 1948 änderte sich das Bild jedoch bereits wieder und am 21. August des gleichen Jahres markierte die Verwaltung erstmals der Grenzverlauf zwischen dem sowjetischen und den angrenzenden Westsektoren mit einem Strich im Asphalt.

In Erwartung eines baldigen Wiederaufbaus wurde – wie auch in anderen Teilen der Stadt – am Potsdamer Platz der verbliebene Rest der Bebauung notdürftig wiederhergerichtet, freilich in verringerten Formen und ohne den Pomp und die Gloria der 1920er Jahre. Zum Beispiel zog in den ehemaligen Vergnügungspalast Haus Vaterland wieder eine Gaststätte ein. Auch in den unteren Stockwerken des ausgebrannten, zehngeschossigen Columbushauses wurde eines der ersten HO-Kaufhäuser eröffnet. Beim Volksaufstand am 17. Juni 1953 brannten das genau an der Grenze des Sowjetsektors gelegene Geschäftshaus, das Haus Vaterland und weitere Gebäude erneut nieder. In den folgenden Jahren machte sich schrittweise praktisch in allen Gebäuden rund um den Potsdamer Platz Leerstand breit, da das gesamte Areal über Jahrzehnte hinweg für Investoren jeglichen Wert verloren hatte.

Diese Entwicklung verschärfte sich noch im Jahr 1961, als der Platz durch die Berliner Mauer geteilt wurde. Bis Mitte der 1970er Jahre wurden nahezu alle übriggebliebenen Gebäude abgerissen. Auf der Ostseite des Platzes war hierfür das übersteigerte Sicherheitsbedürfnis der DDR verantwortlich: An keiner anderen Stelle der Berliner Mauer waren die eigentliche Mauer und die Hinterlandmauer durch einen derart breiten Todesstreifen voneinander getrennt wie am Potsdamer Platz. Fast alle Gebäude, die innerhalb des Streifens lagen, mussten verschwinden, darunter die an der Ebert- und Stresemannstraße, ebenfalls die Reste des Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz. Erhalten blieb dagegen das ehemalige preußische Landwirtschaftsministerium, heute Sitz des Bundesumweltministeriums, in der Stresemannstraße. Auf der Westseite kaufte der Senat von Berlin nach und nach viele ungenutzte Ruinengrundstücke auf, um auch die letzten Reste der Gebäude entfernen zu lassen, da sie eine Gefahrenquelle darstellten. So wurden unter anderem die Ruinen des Prinz-Albrecht-Palais, des Vox-Hauses, des Völkerkundemuseums oder auch des etwas weiter südlich gelegenen Anhalter Bahnhofs geopfert. Im Jahre 1976 wurden die noch recht beachtlichen Reste des Hauses Vaterland abgetragen. Die Planungen jener Zeit sahen vor, das Gelände für den Bau einer Stadtautobahn zu nutzen, die dann erst nach der Wende in Gestalt des Tunnel Tiergarten Spreebogen gebaut wurde. Ein langsamer Meinungswechsel setzte im Westen aber im Jahr 1981 mit der Wiederherstellung des Martin-Gropius-Baus, des ehemaligen Kunstgewerbemuseums, ein.

Bis zur Öffnung der Mauer im Jahr 1989 fristete der Platz ein recht randständiges Dasein als innerstädtische Brache, auf dessen westlichem Teil sich unter anderem ein Rollheimer-Dorf angesiedelt hatte.[7] Außerdem ließen sich eine Handvoll Imbissbuden, Souvenirgeschäfte für Touristen sowie Podeste, von denen aus man einen Blick in den östlichen Teil der Stadt erhalten konnte, nieder. In dem 1987 gedrehten Film Der Himmel über Berlin von Wim Wenders spielen einige Szenen auf dem Westteil des Potsdamer Platzes.

Der Platz stellte jedoch durch seine zentrale Lage und die Nähe der Entlastungsstraße, über die der West-Berliner Nord-Süd-Verkehr Ost-Berlin umfuhr, noch einen der bekanntesten Punkte dar, an denen man in West-Berlin die sonst vielfach verdrängte Mauer wahrnehmen konnte. 1972 und 1988 ergaben sich wesentliche Änderungen des Grenzverlaufs durch Gebietsaustausch, bei denen das Gelände des ehemaligen Potsdamer Bahnhofs bzw. das Lennédreieck zu West-Berlin kamen.

Nach der Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 stellte sich nach Jahrzehnten der Vernachlässigung quasi über Nacht eine völlig neue Situation ein: Schon wenige Tage später wurde am Potsdamer Platz ein Stück der Mauer abgebrochen, ein aufgegrabenes Straßenstück asphaltiert und am 12. November 1989 ein provisorischer Grenzübergang geschaffen.

Seit 1989/1990

Im Jahr 1990, kurz nach der Öffnung der Mauer, führte Roger Waters das Konzert The Wall auf dem Niemandsland zwischen Potsdamer Platz und Pariser Platz auf. Es wurde das bislang größte Konzert in der Geschichte der Rockmusik. In Hinblick auf die Stadtentwicklung stellte sich spätestens seit der deutschen Wiedervereinigung die Frage, wie die traditionelle Klammer zwischen dem östlichen und dem westlichen Zentrum Berlins in Zukunft aussehen sollte. Die Veräußerung der Grundstücke an den damaligen Automobilkonzern Daimler-Benz AG (1998–2007 DaimlerChrysler AG, seit 2007 Daimler AG) seitens des Berliner Senats erfolgte sehr rasch. Senatsbaudirektor Hans Stimmann versuchte, eine an den traditionellen Traufhöhen und Blockstrukturen Berlins orientierte städtebauliche Anlage durchzusetzen, die im Stil der Postmodernen Architektur gehalten sein sollte. Sie sollte der von Stimmann so bezeichneten „Europäischen Stadt“ und dem Begriff einer „kritischen Rekonstruktion“ entsprechen. Dem entsprach das Projekt der Architekten Hilmer und Sattler mit seiner weitgehend einheitlichen Traufhöhe von 35 Metern. Die unzufriedenen Investoren lancierten allerdings ein Alternativprojekt des internationalen Stararchitekten Richard Rogers, und setzten sich mit ihrem stark verdichteten Konzept einer „(Hochhaus-)City für das 21. Jahrhundert“ durch. Die realisierte Lösung fand nicht nur Zustimmung, sondern zog auch Kritik auf sich. Kritisiert wurde zum Einen die Schnelle der Veräußerung, zum Zweiten die Aufgabe eigenen städtischen Planungswillens und zum Dritten die Tatsache, dass die Investoren die Straßen und Plätze nicht nur errichteten, sondern durch den Eigentumserwerb auch das Hausrecht in einem öffentlich zugänglichen Stadtgelände erwarben. Der Architekt Rem Koolhaas, als einer der Juroren des Potsdamer-Platz-Wettbewerbs, geißelte die Pläne als einem „dilettantischen Bild der Stadt“ entspringend und verließ 1991 die Jury.[8] Befürworter hingegen wiesen auf die angespannte Berliner Finanzlage hin und argumentierten, dass die Neugestaltung der riesigen Brachfläche letztlich nur durch einen kühnen Wurf aus einem Guss möglich sei.[9]

Zu den Vorbereitungen der künftigen Neubebauung gehörte auch die Sprengung des Bellevue-Towers an der Eichhornstraße im Oktober 1993. Dieses – mit Waschbeton verkleidete – 14-geschossige Hochhaus war im Jahr 1971 als eines der ganz wenigen Neubauten dieser Zeit im Umfeld des Potsdamer Platzes errichtet worden. Ursprünglich als Hotel gebaut, wurde der Bellevue-Tower später als Wohnheim für Studenten und Asylbewerber genutzt und trug zuletzt deutliche Zeichen von Verwahrlosung.[10]

Während der 1990er Jahre wurde der Potsdamer Platz zur größten innerstädtischen Baustelle Europas. Von einem als Infobox bezeichneten Aussichts-Container auf dem gegenüberliegenden Leipziger Platz konnten Berliner und Touristen den Fortschritt der Bauarbeiten beobachten und Modelle der zukünftigen Bauten betrachten. Grob eingeteilt entstanden auf der an den ehemaligen Potsdamer Platz angrenzenden Brache vier unterschiedliche Komplexe. Das nordwestliche, zwischen der neu angelegten Entlastungsstraße und dem (neuen) Potsdamer Platz liegende, 27.000 m² umfassende Sony Center wurde vom US-Amerikaner Helmut Jahn gestaltet. Untergebracht sind in dem dreieckigen Areal Cafés, das Filmmuseum Berlin mit der Deutschen Kinemathek, Appartements, Büros sowie die europäische Zentrale von Sony. Richtung (neuer) Potsdamer Platz endet das Sony-Areal mit dem Sitz der Holding der Deutschen Bahn in Berlin, dem Bahntower.

Im Oktober 1996 wurde mit einem Kranballett das Richtfest für das 85 Meter hohe Gebäude der Daimler Benz Tochtergesellschaft debis gefeiert. Unter der Leitung von Daniel Barenboim „tanzten“ sieben Minuten lang 19 Krane synchron zu den Klängen des 4. Satzes der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven (Ode „An die Freude“).[11]

Südlich an das Daimler-Benz-Areal schließt sich das Quartier Potsdamer Platz, mit rund 70.000 m² der beherrschende Gebäudekomplex, an. Unter anderem steht hier das von dem italienischen Stararchitekten Renzo Piano entworfene debis-Haus (heute: Atrium Tower) – erkennbar an dem markanten grünen Würfel auf seiner Spitze.

Direkt gegenüber dem Bahntower befindet sich ein weiteres markantes Hochhaus: der von Hans Kollhoff im New Yorker Backsteinstil entworfene, 103 Meter hohe Kollhoff-Tower. Laut Eigenaussage enthält er den schnellsten Aufzug Europas und ermöglicht von der oben liegenden Dachterrasse einen guten Überblick über den Potsdamer Platz und seine Umgebung.

Auch die restliche Architektur weist teilweise mediterrane Stilzitate auf. Mittelpunkt des Quartiers Potsdamer Platz ist der im Westen gelegene Marlene-Dietrich-Platz. Um ihn herum angesiedelt sind das Theater am Potsdamer Platz (ehemals: Musical-Theater Berlin), das Bluemax (Theater der Blue Man Group, ehemaliges IMAX-Kino), ein Spielcasino, das Luxushotel Grand Hyatt Berlin sowie Varietébühnen und Restaurants. Durch die Lage zwischen zwei Gebäudereihen im südlichen Block und der Überdachung bilden die Potsdamer Platz Arkaden eine wettergeschützte Einkaufsstraße. Damaliges debis-Haus, Kollhoff-Tower, Bahn-Tower und Eingang zum Bahnhof Potsdamer Platz bei Nacht

Den südlichen Abschluss der Hochhaus-Triade am Platz bildet ein nach Plänen von Renzo Piano errichtetes Gebäude, in dem PricewaterhouseCoopers seine Berlin-Niederlassung hat. Es hat, wie der benachbarte Kollhoff-Tower, einen dreieckigen Grundriss und ist im hinteren Bereich treppenartig gestaltet, sodass es zur nachfolgenden Bebauung überleitet. Der obere senkrechte Teil hat aber im Gegensatz zum Kollhoff-Tower eine verglaste Fassade. Zwei kleinere Baueinheiten komplettieren die Neubebauung der ehemaligen Brache: im Norden das zwischen Sony Center und Tiergarten gelegene, unter anderem von Otto Beisheim errichtete Beisheim Center mit mehreren Hotels wie dem Marriott und dem Ritz-Carlton, und weiter im Süden die Park Kolonnaden – fünf vorwiegend mit Büroraum verplante Gebäude. Am östlichen Ende des Potsdamer Platzes steht das von Hans Kollhoff entworfene Delbrück-Hochhaus, auch bekannt als P5 (Hausnummer des Platzes).[12] Ebenso wie im Kollhoff-Tower finden sich im Delbrück-Hochhaus renommierte Rechtsanwalts-, Steuerberater-, Wirtschaftsprüfer- und Unternehmensberaterbüros. Unterirdische Tunnel ermöglichen eine Verbindung zwischen den Appartementhochhäusern und dem Bahntower.[13]

Mit dem Tilla-Durieux-Park und dem Henriette-Herz-Park wurden auch zwei Parkanlagen realisiert. Der Tilla-Durieux-Park grenzt über eine schräge, sich der Länge nach um die eigene Achse drehende Wiesenfläche das Quartier Potsdamer Platz von den Park-Kolonnaden ab. Er befindet sich an der Stelle des ehemaligen Potsdamer Bahnhofs. Unter ihm verlaufen die vier Bahnröhren des Tunnels Nord-Süd-Fernbahn. In der Mitte der rechteckigen, 450 Meter langen Grundfläche ist die Rasenfläche unterbrochen. Fünf überdimensional lange Edelstahlwippen sind dort von den Architekten des Parks angeordnet worden. Sie erfüllten damit auf eine etwas andere Art und Weise die Forderung der Politik nach einem Spielplatz. Zwischen Sony Center und Beisheim-Center liegt der vom gleichen Architektenteam entworfene Henriette-Herz-Park. Besonderes Merkmal dieser zweiten, in Richtung des Tiergartens gelegenen Parkfläche ist die in Schollen gegliederte Höhenmodellierung sowie die aus finnischem Granit bestehende Einfassung der Rasenflächen. Sowohl der Tilla-Durieux-Park als auch der kleinere Henriette-Herz-Park ergänzen die Geschäftigkeit des restlichen Areals durch Räume für Ruhe und Entspannung. Beide Parkanlagen erfreuen sich breiter Akzeptanz und werden – vor allem im Sommer – gerne auch als Liegewiesen zur Erholung genutzt.

Obwohl Firmenhochhäuser, Geschäfts- und Bürobauten das Bild am neuen Potsdamer Platz bestimmen, ist langfristig eine Wohnfläche von 20 Prozent vorgesehen. Hochgerechnet heißt dies, dass hier einmal 20.000 Menschen wohnen sollen. Aufgrund des Reißbrettentwurfs befürchten Kritiker, dass hier letztlich eine „Stadt in der Stadt“ entsteht. Angemerkt wird bei aller Geschäftigkeit, dass sonst zum metropolitanen Straßenbild dazugehörende Personengruppen wie etwa Obdachlose, Punks oder auch Straßenmusiker am Potsdamer Platz nicht anzutreffen sind und das Ganze so einen sehr synthetischen, künstlichen Charakter aufweise.

Zögerlichen Einzug in die lange verödete Berliner Mitte hält die Kultur. Ein wesentlicher Meilenstein war die Eröffnung der Berlinale im Jahr 2000 im Sony Center. Der Innenhof des Sony Centers, die Sony Plaza, war zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 als sportliches Sendezentrum des ZDF umgebaut worden. Zumindest Teile des Areals werden mittlerweile von Einheimischen wie Touristen rege frequentiert. Der Komplex hat sich zur fünftwichtigsten Kaufadresse der Hauptstadt entwickelt. Sogar Skeptiker räumen mittlerweile ein, dass durch die Neubebauung zumindest das Leben wieder an den Potsdamer Platz zurückgekehrt ist. 2008 fand in den Parkkolonnaden erstmals die Expressionale mit Kunst des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit statt.

Die Großkonzerne Daimler und Sony haben ihre Areale inzwischen verkauft. Am 13. Dezember 2007 wurde das Daimler-Areal an die Immobilientochter des Finanzdienstleistungskonzerns SEB zu einem unveröffentlichten Preis verkauft, der gewünschte Mindestpreis wurde mit 1,2 Milliarden Euro angegeben.[14] Hierzu gehören unter anderem die Potsdamer-Platz-Arkaden. Das Areal ging 2008 an die Savills Fund Management in Frankfurt, die es in den offenen SEB Immoinvest Fonds eingliederte.[15]

Durch die Finanzkrise ab 2007 geriet der Fonds in eine Schieflage durch Kapitalabzug, sodass er im Jahr 2010 offiziell geschlossen wurde und die Besitzungen zum Verkauf standen.[16] Als Filetstück des Fonds mit mehreren Interessenten, verblieb das Daimler-Areal noch mehrere Jahre im Besitz des Fonds - für den vollständigen Abverkauf der Immobilien bestand Zeit bis 2018.[16] Im Februar 2013 wurde der Verkauf des Blocks mit dem Hotel Grand Hyatt an die Al Rayyan Tourism and Investment (Artic) bekannt, ein Unternehmen des Emirats Katar.[16] Im Oktober 2015 wurde das restliche Areal an die Brookfield Property Partners mit Sitz in Kanada verkauft.[15] Das restliche 267.000 Quadratmeter umfassende Areal hat dabei geschätzte 1,4 Milliarden Euro eingebracht, womit der SEB Immoinvest insgesamt mit einem Gewinn weiterverkauft hat.[15]

Die rote Infobox wurde nach dem Ende der Neubebauung im Jahr 2001 demontiert. Ein ähnliches Bebauungskonzept wurde später auch für den östlich an den Potsdamer Platz anschließenden und inzwischen weitgehend bebauten Leipziger Platz verwendet.

Erinnerungen an das 20. Jahrhundert

Das ehemalige Weinhaus Huth im Quartier Potsdamer Platz ist mittlerweile ein Restaurant und wurde in die neuen Gesamtkomplexe integriert.

Die Überreste des alten Hotels Esplanade wurden in das Sony Center integriert. Hierzu war eine spektakuläre und aufwendige Versetzung des Kaisersaals notwendig: Er wurde um 75 Meter verschoben.

Eine Nachbildung des Verkehrsturms (der Ampel) von 1924 wurde am Potsdamer Platz aufgestellt.

An die Berliner Mauer am Potsdamer Platz und damit an die Teilung Berlins erinnern die Markierungen durch Pflastersteine im Straßenbelag und durch Einkerbungen im Fußgängerareal des Platzes.

Am Südausgang des U-Bahnhofs Potsdamer Platz steht der Sockel für ein in der DDR geplantes Karl-Liebknecht-Denkmal, der am 13. August 1951 enthüllt wurde. Das Denkmal wurde nie ausgeführt. Der Sockel befand sich nach dem Mauerbau im Todesstreifen und war deshalb nicht zugänglich. Im März 1995 wurde er demontiert und im Lapidarium Berlin-Kreuzberg ausgestellt. Im November 2003 wurde er wieder aufgestellt.[17]

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