Schloss Posen

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Reklamemarke mit Schloß

Das Residenzschloss Posen, heute polnisch als Kaiserschloss (Zamek Cesarski w Poznaniu) bezeichnet, wurde als einer der letzten großen Schlossbauten Europas im Auftrag des deutschen Kaisers Wilhelm II. nach Plänen des Architekten Franz Schwechten in den Jahren von 1905 bis 1913 im neoromanischen Stil erbaut.

Während der deutschen Besetzung Polens betrieben die Nationalsozialisten nach 1940 den Ausbau des Posener Schlosses zu einer „Führerresidenz“.

Geschichte

Königs- oder Kaiserschloss?

Die ursprüngliche Benennung als „Königliches Residenzschloss“ bezog sich auf den König von Preußen, der zugleich Großherzog von Posen war. In Polen wird dagegen die Bezeichnung „Kaiserschloss“ verwendet. Damit wird nicht nur der deutsche Hintergrund (Kaiser Wilhelm II.) assoziiert, sondern auch eine mögliche Verwechslung mit dem älteren (polnischen) Posener Königsschloss vermieden.

Planung und politische Motivierung

Die Idee zu einem Residenzschloss in Posen wurde 1902 mit dem Abbruch der Befestigungsanlagen der Stadt geboren. Denn man wollte in der ehemals polnischen Stadt im Osten des Reiches die Anwesenheit der deutschen Herrschaft mit einem neuen Stadtzentrum vergegenwärtigen. Und so plante man das Kaiserforum, welches aus Residenzschloss, Opernhaus, Postgebäude, Ansiedlungskommission, Königlicher Akademie, der Musikakademie Posen, der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche sowie dem Bismarck-Denkmal bestehen sollte.

Die Pläne zu diesem Forum wurden von Joseph Stübben bereits 1904 ausgearbeitet. Die Bauarbeiten begannen allerdings erst 1905 und dauerten fünf Jahre. Das Schloss wurde am 21. August 1910 am sogenannten Posener Kaisertag mit dem Besuch Kaiser Wilhelms II. eingeweiht. Die Gesamtkosten des damals jüngsten und modernsten Schlosses Europas beliefen sich auf fünf Millionen Mark.

Architektur

Der erste und einzige Schlosshauptmann des Schlosses war von 1906 bis 1918 der aus Pommern stammende Adelige Graf Bogdan von Hutten-Czapski. Das Schloss ist einer mittelalterlichen Königspfalz nachempfunden und wurde aus Beton, Backstein und schlesischem Sandstein erbaut. Das Hauptgebäude im Süden des Schlosskomplexes besteht aus einem größeren Westflügel, in dem die Wohnräume untergebracht sind und einem kleineren Ostflügel, in dem die Repräsentationsräume liegen. Im Erdgeschoss des Westflügels waren die Räume des Militärgerichts und des Kaiserlichen Gerichtshofes untergebracht.

Im ersten Stockwerk waren die Privaträume des Kaisers und der Kaiserin eingerichtet. Die Privatkapelle wurde in dem großen Schlossturm des Westflügels von dem Architekten August Oetken im byzantinischen Stil entworfen. Sie ist der Cappella Palatina in Palermo nachempfunden, die von Oetken entworfenen Mosaiken lieferte die Firma Puhl & Wagner. Am 27. August 1913 reiste Wilhelm II. nochmals an, um die Fertigstellung der Kapelle zu feiern. Unter der Kapelle auf der Westseite des Turmes lag der Privateingang des Kaisers, der nur ihm vorbehalten war. Von ihm aus gelangte man über Treppenaufgänge direkt in den ersten Stock. Der Flur, der zu den Schlafzimmern des Kaisers und der Kaiserin führte, war mit vier Figuren geschmückt; sie stellten den Markgrafen Gero, Otto den Großen, Friedrich Barbarossa und Wladyslaw II. dar.

Die Räume des zweiten Stockwerks waren für den Kronprinzen gedacht und führten deswegen den Namen Prinzenräume. Die meisten Räume schließen sich um ein zentrales Foyer an. Der prunkvollste Raum des Schlosses war der byzantinische Thronsaal. Der Saal wurde von drei Seiten durch sehr große Fensterbögen erleuchtet. Zwischen diesen waren Nischen in die Wand eingelassen, in denen acht Statuen standen, welche Kaiser des Heiligen Römischen Reiches darstellten. Der orientalisch anmutende Thron wurde unter dem mittleren Fensterbogen aufgestellt.

Über den Fensterbögen befand sich eine Galerie, die dem Orchester und den Gästen Platz bieten sollte. Der Haupteingang zu den Repräsentationsräumen war über die Walowa-Straße zu erreichen. Der Nordteil des Schlosskomplexes lag an der Berliner Straße, jetzt Fredry-Straße. In ihm waren die Räume der Bediensteten, die Ställe und Garagen sowie das Kutscherhaus untergebracht. Im Schloss gibt es einen Hof, in dem eine Kopie des Löwenbrunnens der Alhambra in Spanien steht.

Weitere Geschichte des Schlosses

Infolge des Versailler Vertrages wurde Posen von Deutschland an Polen abgetreten. In der Zwischenkriegszeit fungierte das Schloss als Residenz für den Präsidenten der Republik Polen; einen Teil der Räumlichkeiten benutzte ferner die Posener Universität. Die protestantische Kapelle wurde in eine katholische umgewandelt und die Bilder des Kaisers überstrichen.

Nach der Besetzung Polens veranlasste Adolf Hitler den Ausbau des Posener Schlosses zu einer repräsentativen „Führerresidenz“. Damit sollte der deutsche Herrschaftsanspruch im annektierten Reichsgau Wartheland manifestiert werden. Hitlers Chefarchitekt Albert Speer beauftragte seinen jungen Kollegen Franz Böhmer mit dieser Aufgabe. Vom Frühjahr 1940 an wurde die aufwendige Umgestaltung des Gebäudes begonnen, die zugleich als Amtssitz für den „Reichsstatthalter“ (und Gauleiter) Arthur Greiser gedacht war. In die Planung des Umbaus flossen wiederholt Vorschläge Speers und Hitlers ein. Der ausführende Architekt Franz Böhmer meldete sich im Februar 1943 (nach der Schlacht von Stalingrad) freiwillig an die Ostfront, was vermutlich auch mit persönlicher Enttäuschung über den Fortgang der Bauarbeiten und Kritik an der Bauausführung zusammenhing.[1] Auf der Baustelle waren mehr als 600 Arbeiter tätig, darunter auch Zwangsarbeiter. Anfangs war die Planung von einer zweijährigen Baudauer ausgegangen. Schließlich konnte Greiser erst im Dezember 1943 seinen Amtssitz im „Gauleitergeschoss“ beziehen.[2] Der Innenausbau der Prachträume wurde noch bis zum Sommer 1944 vorangetrieben. Eine der vorgenommen Veränderungen betraf die Umwandlung der ehemaligen Privatkapelle Wilhelms II. in das mit Marmor ausgekleidete Arbeitszimmer Hitlers. Es wies eine Grundfläche von etwa 130 Quadratmetern auf. Vom Entwurf her war es eine Kombination der Arbeitszimmer im Münchener Führerbau und der Neuen Reichskanzlei.[3]

Gelegentlich wird behauptet, Heinrich Himmler habe im Schloss am 4. und 6. Oktober 1943 vor SS-Führern seine berüchtigten Posener Geheimreden über die Vernichtung der Juden gehalten. Ort des Geschehens war aber vermutlich das Posener Rathaus, in dem sich der „Goldene Saal“ befindet, der in dem Zusammenhang oft erwähnt wird. Zum fraglichen Zeitpunkt stand das Schloss zudem wegen der Bauarbeiten praktisch nicht zur Verfügung.[4]

Bei Kriegsende war das Schloss während der Schlacht um Posen zwar ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, hatte in seiner Grundsubstanz aber kaum Schaden genommen. Nach der Einkesselung der Stadt war es zum Lazarett umfunktioniert worden, das zuletzt schätzungsweise bis zu 2.000 Verwundete in seinem Inneren beherbergt haben dürfte. Nachdem es am 2. Februar von russischen Soldaten besetzt worden war, diente es noch bis März 1945 als Sammelstelle für deutsche Verwundete. Diese konnten von ihren Kriegsgegnern, die sich zudem um eine große Anzahl eigener Verwundeter kümmern mussten, nur unzureichend versorgt und gepflegt werden. Als Folge davon brach nun die Ruhr aus, die auf ihrem Höhepunkt schätzungsweise bis zu 30 Opfer täglich forderte. 1947/48 exhumierten die polnischen Behörden allein im Schlosspark 765 in einem Massengrab verscharrte deutsche Soldaten.[5]

Aufgrund des enormen Raummangels im schwer zerstörten Posen entschieden sich die polnischen Behörden, das Schloss weiter zu benutzen. Im Zuge der Wiederherstellungsarbeiten wurde der durch die Kriegshandlungen zerstörte Turm um zwanzig Meter verkürzt. In das reparierte Schloss zogen zunächst die Universität und die Stadtverwaltung ein, bevor es seit den sechziger Jahren als Kulturzentrum diente. Die – einschließlich der nationalsozialistischen Umbauten – original restaurierten Räume werden in neuerer Zeit zu unterschiedlichen Zwecken genutzt, darunter auch von neu gegründeten Firmen.

Im Jahr 2007 wurde vor dem Haupteingang zum Westflügel zu Ehren der drei polnischen Kryptoanalytiker Marian Rejewski, Jerzy Różycki und Henryk Zygalski, denen bereits im Jahr 1932 der erste Bruch der deutschen Rotor-Schlüsselmaschine Enigma gelang, das Kryptologen-Denkmal errichtet.

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Text: Wikipedia

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