Seeschleuse Papenburg

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Die Seeschleuse kurz nach der Fertigstellung 1902

Das hölzerne Drostensiel

Am 17. April 1631 verkaufte Bischof Ferdinand von Münster die Papenburg und das dazugehörige Land an seinen Drosten Dietrich von Velen. Dieser hatte den Plan, dort eine Fehnkolonie nach holländischem Vorbild aufzubauen. Der Grundstein dafür war ein Anschluss an die Ems. Von Velen beauftragte den holländischen Zimmermann Loewedouwes aus Neuschanz damit, ein hölzernes, 16 Fuß (etwa 4,67 Meter) breites Siel zu errichten. Ein Siel ist ein verschließbarer Durchlass im Deich, der nur dann geöffnet werden kann, wenn die Tide es zulässt. Der Vertrag für das “Drostensiel” wurde am 16. Juni 1631 geschlossen und sah für die Baukosten 3000 bis 4000 holländische Gulden vor. Es wurde im Jahr 1638 fertiggestellt. Unmittelbar danach wurde mit der Aushebung des ersten Kanals, des Sielkanals, begonnen, der Ende des Jahres 1641 vollendet war und seither das Siel mit der Papenburg verband.

Das Drostensiel entwickelte sich schnell zu einem Umschlagplatz für Waren aller Art, die über die Ems eingeführt wurden. 1675 wurde es zum ersten Mal verpachtet, wobei der erste namentlich erwähnte Schleusenmeister im Jahr 1687 Dietrich Wieck war. 1701 wurde am Siel eine Peldegerstenmühle erbaut, die der Pächter des Siels zu bewirtschaften hatte.

Das steinerne Drostensiel

Seit den 1730er Jahren wurde in Papenburg Schiffbau betrieben, seit 1766 wurden auch Aufträge von außerhalb angenommen. Die Wirtschaft war im Aufschwung und folglich nahm der Schiffsverkehr stark zu. Das alte Holzsiel wird schnell zu klein, außerdem hatten Wind und Wetter ihm stark zugesetzt. Am 29. Dezember 1769 beauftragte deshalb Freifrau Anna Theresia von Landsberg, geb. von Velen, den Sielbaas Herm Gerdes Stolze mit dem Bau eines neuen Siels. Dieses war größer als das alte und aus Ziegelsteinen gemauert. Das neue Drostensiel wurde im Jahr 1771 eröffnet und am 19. Oktober desselben Jahres an Bernd Brechtezende verpachtet. Eine Sielordnung legte die Gebühren fest, die für die Durchfahrt zu entrichten waren.

Der Schiffbau nahm weiter zu: Im Jahr 1791 gab es bereits 19 Werften, zusammen bauten sie etwa 60 Schiffe pro Jahr. Um 1850 kam auch das neue Drostensiel an seine Grenzen. In der Folge wurde es um einen halben Meter verbreitert, mehr ließ das Ziegelfundament nicht zu. Außerdem wurde eine Zugbrücke über den Kanal am Siel gebaut. Im Schleusenhaus gab es eine Gastwirtschaft, die zum beliebten Ausflugsziel wurde.

Die erste Kastenschleuse

Mit der Eröffnung der Hannoverschen Westbahn in den 1850er Jahren wuchs die Bedeutung des Hafens als Umschlagplatz zwischen Schiff und Eisenbahn. Die Tideabhängigkeit wurde zum Problem. Deshalb wurde 1862 mit dem Bau einer Kastenschleuse direkt nördlich des Drostensiels begonnen. Die Emsschleuse wurde am 16. September 1865 von König Georg V. eingeweiht. Sie war 56,4 Meter lang und 10,5 Meter breit. Damit konnten in Papen-burger Werften wieder größere Schiffe gebaut werden.

Die Seeschleuse

Im Jahr 1902 wurde dann die heutige Seeschleuse eröffnet. Die Vorgängerschleuse war wieder einmal zu klein geworden. Die Seeschleuse war 95 Meter lang und 15 Meter breit. Dazu gehörte ein Schleusenhaus mit Gastwirtschaft. Teil des Bauprojektes war außerdem die Begradigung und Verbreiterung des Sielkanals. Die Eröffnung der erweiterten Hafenanlagen wurde mit einem Festessen im Hotel Triep gefeiert. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Seeschleuse noch einige Male modernisiert, vergrößert und erweitert. Das Schleusenhaus wurde mit der Anlegung des Yachthafens abgerissen und ein neues am nördlichen Schleusentor errichtet.

Heute wird die Seeschleuse etwa 2000 Mal pro Jahr benutzt und hat noch immer große Bedeutung für die Papenburger Wirtschaft. Deshalb soll sie, beginnend Ende des Jahres 2016, erneut umgebaut werden. Der Plan sieht vor, das Fundament und die Spundwände zu erneuern, die Tore zu ersetzen und Schleusentechnik zu modernisieren. Das alte Drostensiel wurde nach seiner Stilllegung einfach sich selbst überlassen. Erst 1997 wurde es abgebaut und die Einzelteile eingelagert. Es gibt Pläne, das erste Papenburger Siel auf dem Gelände der Alten Werft als Ausstellungsstück wiederaufzubauen.

Quellen

“Eine Zeitreise - Unterwegs in Aschendorf, Papenburg, Bokel, Herbrum, Nenndorf und Tunxdorf sowie der Region und der Welt” von Hermann-Josef Döbber, 2006

“Meyer Werft - Sechs Generationen Schiffbau in Papenburg” von Rolf Eilers und Klaus-Peter Kiedel, 1988

“Papenburg und Umgebung in alten Ansichten des Fotografen Heinz Rohr”, von Konrad Brink, 2010

http://www.noz.de/lokales/papenburg/artikel/171782/das-tor-zur-welt-fur-papenburg

http://www.ilek-roede.de/DBASE/FILES/Presse/UL17.pdf