St. Peter (München)

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Die Pfarrkirche Sankt Peter, deren Turm im Volksmund Alter Peter genannt wird und zu Münchens Wahrzeichen zählt, ist die älteste erwähnte Pfarrkirche Münchens.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zur Kirche.

Reichold & Lang

Geschichte

Romanischer Vorgängerbau

Auf dem Petersbergl gab es ursprünglich eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit zwei eingebundenen Westtürmen. Ob diese Kirche der Gründungsbau war, lässt sich jedoch nicht nachweisen. Urkundlich erwähnt ist die Peterskirche erstmals in einer Urkunde von 1225 oder 1226 anlässlich eines Besuchs des Herzogs Ludwig der Kelheimer als ecclesia sancti Petri Muonichen.[1]

Ein unter dem nördlichen Teil des Chors gefundener viereckiger Raum, im Allgemeinen als „Alter Raum“ bezeichnet, wurde zeitweise vor die Stadtgründung Münchens datiert. Nach neuerer Erkenntnis handelt es sich dabei jedoch eher um Überreste einer um 1158 erbauten herzoglichen Zollstation.[2]

Bau der gotischen Kirche

Ab 1278 wurde die romanische durch eine prunkvollere gotische Basilika ersetzt. Eine größere Kirche wäre eigentlich nicht erforderlich gewesen, da der Pfarrbezirk von St. Peter auf die südliche Hälfte der Stadt geschrumpft war, als am 24. November 1271 die zweite Münchner Pfarrei aus der Marienkapelle gegründet worden war. Vielmehr sollte mit dem am 17. Mai 1294 durch Bischof Emicho von Freising geweihten Neubau einem möglichen Bedeutungsverlust entgegengewirkt werden. Das dreischiffige Langhaus, das noch keine Seitenkapellen hatte, war durch außenliegende Strebepfeiler gegliedert.[3]

Am 14. Februar 1327 fiel fast ein Drittel Münchens einer Brandkatastrophe zum Opfer. Der Ostchor von St. Peter brannte bis auf die Außenmauer nieder, das Kirchenschiff konnte gerettet werden, die Türme brannten aus. Wahrscheinlich wurde am Ende des Kirchenschiffes eine Mauer eingezogen, um weiterhin Gottesdienste feiern zu können. Beim Wiederaufbau wurde die Kirche um zwei Joche verlängert. Die Wände des Langhauses wurden nach außen verlegt, sodass zwischen den ins Kircheninnere einbezogenen Strebepfeilern Seitenkapellen angelegt werden konnten.[3] Diese wurden zumeist von Patriziern gestiftet, verfügten über eigene Geistliche und dienten der Stifterfamilie auch als Grablege.[3][4] 1365[5] oder 1368 konnte der neue gotische Hochchor von dem Freisinger Fürstbischof Paul geweiht werden. 1378/79 erhielt er noch zwei gotische Gewölbeeindeckungen. Von 1379 bis 1386[6] wurde das Westwerk umgestaltet, wobei man sich bewusst von der gotischen Zweiturmanlage löste. Die beiden ausgebrannten Türme wurden abgeschrägt und zwischen den beiden Stümpfen ein einzelner Turm errichtet, der heute mit seiner offenen, rundumlaufenden Aussichtsgalerie ein beliebter Aussichtspunkt ist. Um 1407 wurden die beiden vorgelagerten Treppentürmchen am Westportal angesetzt.

Im 15. Jahrhundert (1487) sind für St. Peter auch ein eigener Friedhof („gotzacker“) und ein Armenhaus – „daz pruderhaws sant Peters den armen läwtten“ – urkundlich bezeugt.[7]

Hochbarocker Um- und Ausbau

Seine neue Turmbekrönung (mit offenem Tempietto, wahrscheinlich nach Plänen von Heinrich Schön d. Ä.) erhielt der „Alte Peter“, nachdem am 24. Juli 1607 ein Blitz die beiden Spitzhelme des Westwerks zerstört hatte.[8]

Um die Raumnot zu mildern, entschloss man sich noch vor dem Dreißigjährigen Krieg zu einer Erweiterung nach Osten, die wahrscheinlich Isaak Bader plante. 1630 begann der Abbruch des gotischen Ostchores, um die Erweiterung durch einen barocken Dreikonchenchor[9] zu ermöglichen. Durch die Kriegswirren konnte dieser erst 1636 eingewölbt werden. Danach wurde die Umgestaltung des Langhauses durch Hans Heiß in Angriff genommen, die 1654 abgeschlossen war (Ummantelung der bisherigen Achteckpfeiler, Neueinwölbung, Einbau der Orgelempore, Einbau der Oratorien über den Seitenschiffen, Seitenportale anstelle des gotischen Westportals).[4]

Spätbarocke Umgestaltung

Im 18. Jahrhundert wurde zunächst der Chor einschließlich Hochaltar (ab 1730[4]) und später das Langhaus (1752–1756[4]) im spätbarocken Stil umgestaltet. Nikolaus Gottfried Stuber entwarf den neuen Hochaltar inspiriert von Berninis Cathedra Petri im römischen Petersdom und realisierte ihn mit Egid Quirin Asam.[10] Der Chor wurde durch Ignaz Anton Gunetzrhainer neu eingewölbt. Johann Baptist Zimmermann übernahm die kunstvolle Stuckierung und Nikolaus Gottfried Stuber die Ausmalung des Chores.[4] Im Langhaus dagegen stammen von Zimmermann sowohl die Stuckierung als auch die Fresken[4] in den rundbogigen Blendfenstern und an der Decke, die Szenen aus dem Leben des Apostel Petrus zeigen.

Restaurierungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert gab es drei Restaurierungen:

Grüne Renovierung 1844: Entdeckung des spätgotischen Schrenck-Altares, einziger erhaltener Sandsteinaltar der Gotik in München

Gelbe Renovierung 1882

Graue Renovierung 1911/1912

Kriegszerstörung und Wiederaufbau

1944/1945 wurde St. Peter weitgehend zerstört.[11] Insbesondere die Volltreffer zweier Sprengbomben beim Fliegerangriff am 25. Februar 1945 im Bereich des Corpus-Christi-Altars richteten schlimme Schäden an: Faktisch standen nur noch der ausgebrannte Turmstumpf sowie die Außenmauern des Hochchores. Ein Wiederaufbau schien unmöglich. Das Baubüro des erzbischöflichen Ordinariats und das Landesamt für Denkmalpflege sahen zunächst – auch aus finanziellen Gründen – nur einen Erhalt des Chores und des wahrzeichenhaften Turmes vor. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kirchenruine daher bereits zum Abriss freigegeben, die Sprenglöcher bereits gebohrt. Auf Initiative der beiden Stadtpfarrer von St. Peter, Max Stritter (1937–1949) und Max Zistl (1949–1983), rettete Michael Kardinal Faulhaber die Kirche. Der Wiederaufbau begann 1946. Durch die Spendenbereitschaft der Münchner Bürger aus allen Konfessionen und politischen Richtungen, dem 1950 gegründeten „Wiederaufbauverein St. Peter“, aber auch Finanzhilfen aus aller Welt, z. B. aus Cincinnati/USA, konnte schon 1946 mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Am 8. September 1951 wurde das Kreuz auf dem Turmhelm angebracht und am 28. Oktober ein erster feierlicher Abschluss des Wiederaufbaus,[12] an den eine Gedenktafel in der Turmstube erinnert, begangen. Drei Jahre später, am 27. Juni 1954, konnte Joseph Kardinal Wendel den Hochaltar weihen. Zu diesem Zeitpunkt war der Wiederaufbau der ältesten Kirche Münchens in seiner äußeren Form abgeschlossen.

Die Rekonstruktion des Inneren, um die sich besonders Rudolf Esterer und Erwin Schleich verdient machten, wurde erst mit der Rekonstruktion der Deckenfresken im Langhaus durch den Freskanten Hermenegild Peiker im Jahr 2000 abgeschlossen.


Text: Wikipedia

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