St. Ulrich und Afra (Augsburg)

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St. Ulrich und Afra (Augsburg)

Die Basilika St. Ulrich und Afra ist eine katholische Stadtpfarrkirche in Augsburg und mit ihrem Turm weithin sichtbares Wahrzeichen ihrer südlichen Altstadt. In der Kirche werden die Sarkophage mit den Gebeinen der Bistumsheiligen Ulrich, Afra und Simpertus aufbewahrt.


Geschichte

Die heutige Kirche steht auf einem Gelände, das bereits vom 8. bis 15. Jahrhundert mehrere Kirchenbauten aufwies. Diese entstanden aus Wallfahrten zur Verehrung der Hl. Afra († 304). Die anfangs außerhalb der Stadt gelegenen Bauten wurden bei den Ungarn-Einfällen zerstört oder fielen Bränden zum Opfer. Der Augsburger Bischof Ulrich wurde 973 in der Nähe Afras beigesetzt. Seit 1012 wurde die heilige Stätte vom Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra Augsburg betreut.

Als Ursprung ist eine spätrömische Kirche nachgewiesen, die im 7. Jahrhundert durch eine merowingische Anlage ersetzt wurde. Um 800 folgte ein karolingisches Gotteshaus, das 1064/71 einer frühromanischen Kirche Platz machte. Die hochmittelalterliche Klosterkirche war eine zweischiffige Halle mit Ostapsiden, die etwa ein Drittel kürzer als die heutige Kirche war. Das Süd- war etwas breiter als das Nordschiff, die Gesamtbreite entsprach dem Nachfolgebau. Die baufällige Vorgängerkirche musste unter Abt Melchior von Stannheim 1466 abgerissen werden. 1467 begann der Neubau in spätgotischen Formen. Baumeister war der Straßburger Valentin Kindlin, der wohl Entwürfe des Hans von Hildesheim ausführte. Der Rohbau fiel jedoch teilweise 1474 einem Sturm zum Opfer.

Im Jahr 1474 wurde der Bau des bestehenden Gotteshauses als Backsteinbau begonnen und im Jahr 1500 durch Burkhart Engelberg abgeschlossen. Engelberg hat sich mit der Errichtung des Ulmer Münsterturms ein beeindruckendes Denkmal gesetzt. Die Gewölbe des nördlichen Seitenschiffes waren 1489 vollendet, 1499 war auch das Langhaus eingewölbt. Der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. (HRR) hat im Jahr 1500 den Grundstein für den Chorbau seines „Reichsgotteshauses“ gelegt. 1537 kam es zu einem vorübergehenden Stillstand der Bauarbeiten. Wegen der Glaubensauseinandersetzungen im 16. Jahrhundert kam es erst im Jahr 1603/04 zum Abschluss dieser Baumaßnahme (1300-jähriges Afra-Jubiläum). Die Kirche gehörte zum gleichnamigen Benediktinerkloster, das von 1643/44 bis 1802 Reichsabtei war. Kloster und Reichsstift wurden dann im Zuge der Säkularisation aufgehoben und sein Besitz dem bayerischen Staat zugeschlagen. 1810 widmete man das Gotteshaus zur Pfarrkirche um. Seit dem 4. Juli 1937 ist die Kirche päpstliche Basilika.

Im Zweiten Weltkrieg beschädigten Luftangriffe 1944/45 die Turmkuppel und die Fenster. Wiederaufbau- und Renovierungsmaßnahmen folgten von 1946 bis 1950. Die Unterkirche mit den Grufträumen der Heiligen wurde 1962 gestaltet. Die originale Farbigkeit des Innenraumes konnte 1988 zurückgewonnen werden.


Außenbau

St. Ulrich und Afra ist eine steile dreischiffige Backsteinbasilika mit Querschiff und lang gestrecktem Ostchor. An den älteren Bauteilen wurde für die Portale, Strebepfeiler und Maßwerke Haustein verwendet.

Der Außenbau ist weiß verputzt und wegen der umliegenden Bebauung nur teilweise auf Sicht berechnet. Die schlichte Monumentalität der ehemaligen Klosterkirche wird durch den Verzicht auf ein offenes Strebesystem gesteigert. Die Giebel wurden als Schaufronten mit Eselsbogen und Fialen reicher verziert. Im Norden ist dem Chor die Marienkapelle (unten Sakristei) in der Art eines Nebenchores vorgelagert.

Die Choransicht vom Fuß des Milchberges wird zu den eindrucksvollsten mittelalterlichen Architekturbildern Deutschlands gezählt. Hohe Spitzbogenfenster sitzen zwischen vierkantigen Strebepfeilern. Die Maßwerke sind in der Mitte unterteilt und lassen teilweise bereits Renaissanceformen erahnen. Im nördlichen Chorwinkel steigt der hohe Turm empor, dessen achteckige Obergeschosse von der bekannten Kupferkuppel abgeschlossen werden. Die Gliederung aus Okuli und Ovalfenstern wirkt in den Details bereits eher barock und steht in deutlichem Kontrast zur nüchternen Strenge der Basilika.

Auch die „kahle“ Erscheinung der mächtigen Westfassade weist auf die frühere Funktion als Klosterkirche hin. Das romanisch wirkende Westportal ist vermauert und wohl unvollendet. Das darüber liegende Rundbogenfenster wurde erst 1873 eingebrochen. Reicher gestaltet sind nur das Maßwerk des großen spätgotischen Mittelfensters und der Schmuckgiebel, die von kräftigen Strebepfeilern eingefasst werden.

Ein ungewöhnliches Motiv sind die dreikantigen, stabwerkbesetzten Strebepfeiler am Obergaden des Langhauses, zwischen denen die kurzen, breiten Maßwerkfenster sitzen. Das heutige Erscheinungsbild geht allerdings auf die Restaurierung um 1970 zurück, als die Hausteinteile der Kirche vollständig erneuert wurden.

Seit 1594 zeigt der 93 m hohe „Zwiebelturm“ der katholischen Basilika ins schwäbische Land. Nur dieser – auch Afraturm genannte – Bau auf der Nordseite des Langhauses wurde Realität. Ein auf der Südseite geplanter Turm wurde wegen Geldmangels nie ausgeführt.

An der Südseite des Gotteshauses befindet sich das Regimentsdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Angehörigen des 4. Bayerischen Chevauleger-Regiments „König“. Der Bildhauer war Georg Pezold.

An der Nordostseite der Kirche grenzt das Pfarrhaus der katholischen Gemeinde an. An der Südostseite befindet sich eine öffentlich nicht zugängliche Grünfläche mit Resten der Kapelle St. Godehard aus Merowinger- und vorromanischer Zeit. An der Südseite der Basilika grenzen die modernen Baulichkeiten der Tagungs- und Fortbildungsstätte Haus St. Ulrich an. Auch die Westseite der Kirche ist von Gebäuden umgeben.

Außerhalb des Langhauses ist das Ensemble mit der evangelischen Kirche St. Ulrich beeindruckend, ein gerne gewähltes Fotomotiv, das auch die Augsburger Parität symbolisiert. Die evangelische Kirche mit ihrem niedrigen Giebelbau war vor der Reformation Eingang und auch Sakristei der katholischen Stadtpfarrkirche. Sie entstand aus einem 1457 erbauten Predigtsaal, welcher 1710 den Protestanten zur Verfügung gestellt wurde.


Innenraum

Das Innere wird vollständig von reichen Netz- und Sterngewölben überspannt. In den Seitenschiffen finden sich komplizierte Figurationen. Besonders malerisch wirkt das Südschiff mit der angefügten Kapellenreihe und dem vorspringenden Baldachin der Simpertuskapelle.

Das Mittelschiff umfasst sieben rechteckige Joche mit Sternnetzgewölben. Wegen der hochgeführten Dächer über den Seitenschiffen setzen die Fenster des Obergadens erst weit oben an, sind aber nischenartig nach unten weitergeführt und mit Maßwerk verblendet. Die drei Gewölbejoche des Chores werden von fünf Seiten des Achtecks abgeschlossen und von zentralisierenden Sternnetzgewölben überdeckt.

Die Sterngewölbe der Vierung und der Querarme sind nachgotisch. Das Gewölbe der Vierung wird von einem rechtwinkeligen Rippenmuster durchdrungen. Die unter dem Fußboden liegende Unterkirche ist modern und beherbergt die Grabkapellen der Kirchenpatrone Ulrich und Afra. Die Ulrichskapelle entstand bereits 1762/65, wurde aber 1962 rechtwinklig versetzt.

Das Langhaus ist 93,50 m lang, 27,50 m breit und 30 m hoch.


Barbara-Denkmal

Zum Gedenken an das 100. Gründungsjubiläum des 4. Feldartillerieregiments „König“ wurde an der westlichen Kirchhofmauer ein Denkmal installiert. Die Gestaltung des Denkmals erfolgte durch Jakob Rudolph. Das Denkmal zeigt eine Figur der Heiligen Barbara und wurde am 5. Dezember 1959 geweiht.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Martinroell

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