Stadion der Weltjugend

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Das Stadion zur Eröffnung der Weltfestspiele 1951

Bevor das Gelände für sportliche Veranstaltungen genutzt wurde, erfüllte es vorrangig militärische Zwecke. So legte man hier um das Jahr 1820 zunächst einen Exerzierplatz an, bevor in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Maikäferkaserne gebaut wurde. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs übernahm die Berliner Polizei das Gelände und errichtete darauf 1929 das (während des Zweiten Weltkriegs allerdings wieder zerstörte) Polizeistadion.

An seiner Stelle wurde nach der Beseitigung der Ruinen der Maikäferkaserne 1950 anlässlich des ersten Deutschlandtreffens der Jugend nach Plänen der Architekten Reinhold Lingner und Selman Selmanagić ein neues Stadion errichtet, das bereits nach 120 Tagen Bauzeit am 20. Mai 1950 durch den damaligen Generalsekretär des Zentralkomitees der SED Walter Ulbricht eröffnet wurde. Diesem verdankte die Arena auch ihren ersten Namen Walter-Ulbricht-Stadion. Im Volksmund erhielt das Stadion daher später aufgrund der Barttracht Ulbrichts die Bezeichnung „Zickenwiese“.

Bereits ein Jahr später bauten die Architekten das Stadion für die III. Weltfestspiele abermals um. Dabei wurde ein großer Teil des zeitgleich demontierten Berliner Stadtschlosses als Auffüllschutt für die Tribünen verwandt. Wenig später wurde das als Symbol der DDR-Regierung betrachtete Areal während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 von tausenden Demonstranten besetzt. Sie beschädigten oder zerstörten Schriftzüge und Embleme sowie Bänke, Mauern und Fensterscheiben. Der Geisterbahnhof Walter-Ulbricht-Stadion.

Für die X. Weltfestspiele wurde die Sportstätte nach Plänen von Jörg Piesel und Rolf Tümmler erneut umgebaut, wobei sich die Zuschauerzahl auf 50.000 (davon 20.000 Sitzplätze) reduzierte. Wiedereröffnet wurde es am 28. Juli 1973 als Stadion der Weltjugend. Der bisherige Namensgeber, der DDR-Staatsratsvorsitztende Walter Ulbricht, war 1971 von Erich Honecker als SED-Generalsekretär abgelöst worden und erlebte nun die beginnende Tilgung seines Namens aus der DDR-Öffentlichkeit. Ulbricht starb während der Zeit der Spiele, nachdem er kurz zuvor einen Schlaganfall erlitten hatte. Kurios bei der Namensänderung des Stadions war, dass der damit einhergehende Namenswechsel der benachbarten U-Bahn-Station nur für die West-Berliner Bevölkerung sichtbar war, da es sich bei dieser Station (dem heutigen U-Bahnhof Schwartzkopffstraße) um einen der zahlreichen mit dem Mauerbau entstandenen Berliner Geisterbahnhöfe handelte, die zwar von der West-Berliner U-Bahn (in diesem Fall der U-Bahnlinie 6) durchfahren, jedoch nicht als Halt genutzt werden durfte.

Mitte 1992 begann der Abriss des inzwischen leicht maroden Bauwerks, da an dieser Stelle eine 15.000 Zuschauer fassende Sport-Arena für die geplanten Olympischen Spiele 2000 in Berlin entstehen sollte. Die Kosten für den Abriss (es wurden mehr als 27.000 Kubikmeter Schutt entfernt) beliefen sich dabei auf 32 Millionen Mark. Da schließlich nicht Berlin, sondern Sydney den Zuschlag erhielt, wurde die geplante Arena nicht gebaut und das Areal lag seit 1993 brach. In den folgenden Jahren wurde es für verschiedene Zwecke (u. a. als Anlage für Golf, Beachvolleyball und Mountainbiker) genutzt, bis im Oktober 2006 der Bundesnachrichtendienst auf dem Gelände mit dem Bau seiner neuen Zentrale begann.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 183-11500-1062 / CC-BY-SA

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