Theater des Westens

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Ansichtskarte vom Theater des Westens von 1901

Das Theater des Westens. (seit 2011: Stage Theater des Westens) ist eine der bekanntesten Musical- und Operettenbühnen Berlins. Es befindet sich in der Kantstraße 10–12 im Ortsteil Charlottenburg (City West).

Geschichte

Gründung

Das Theater wurde 1895/1896 im Stil des wilhelminischen Historismus von Bernhard Sehring auf dem ehemaligen Kohlenplatz der Meierei C. Bolle errichtet. Im August 1895 begannen die Arbeiten an der Kantstraße, die Grundsteinlegung war am 4. September 1895. Der erste Betreiber des Theaters war die Theater des Westens GmbH, ein Unternehmen von Bernhard Sehring und Paul Blumenreich. Das Theater wurde am 1. Oktober 1896 mit Holger Drachmanns Märchenschauspiel Tausendundeine Nacht eröffnet. Nachdem der gewünschte Erfolg des Theaters zunächst ausblieb, wurde das Haus ab 1898 dann als Opernbühne genutzt und ab 1908 als Operettentheater.

Ein Brand beschädigte das Haus am 25. August 1912 schwer, worauf es wiederhergestellt wurde. 1922 hielt die Oper Einzug in das Theater und eine Gemeinnützige Aktiengesellschaft Große Volksoper wurde gegründet (nicht zu verwechseln mit der älteren Volks-Oper auf der Belle-Alliance-Straße).

Die Folgen der Hyperinflation in der Weimarer Republik und ausbleibende Aktionäre zwangen die Aktiengesellschaft, das Theater 1925 zu schließen.

Goldene Zwanziger Jahre

In den „Goldenen Zwanzigern“ wurde Carl Richter neuer Direktor. Ständig wechselnde Pachtverträge hinterließen ein unüberschaubares Labyrinth von Direktoren und künstlerischen Leitern und demzufolge entstand ein sehr wechselhafter Spielplan in den späteren Jahren. Die Gastspiele der Tanzgruppe Mary Wigman und Anna Pawlowa 1926 lösten Beifallsstürme aus. Die Aufführungen im Theater des Westens gerieten immer mehr in Konkurrenz zu den Ausstattungsrevuen im Admiralspalast und dem Großen Schauspielhaus.

Emil Schwarz wurde neuer Pächter und künstlerischer Leiter. Seine neuen Revuen Der Zug nach dem Westen und Wissen Sie schon…? fanden keine sehr große Resonanz.

Hans Lüpschütz übernahm das Theater und mischte traditionelle Stücke, darunter Die Fledermaus oder Alt Heidelberg, mit modernen Aufführungen und besetzte sie mit prominenten Persönlichkeiten der Zeit, wie Fritzi Massary in Eine Frau von Format 1927, Max Adalbert in Das Ekel 1928 sowie Josephine Baker in Bitte Einsteigen 1928.

Ab 1929 pachteten Alfred Rotter und Fritz Rotter mit der Deutschen Schauspiel-Betriebs-Aktiengesellschaft das Theater in der Kantstraße, Direktor blieb weiter Hans Lüpschütz. Die Gebrüder Rotter waren auch gleichzeitig Generaldirektoren im Metropol-Theater in der Behrenstraße sowie Eigentümer des Lessing-Theater. Das Theater wurde mit der Inszenierung Friedericke von Franz Lehár wiedereröffnet, direkt übernommen aus dem Metropol-Theater, es standen Käthe Dorsch und Richard Tauber auf dem Besetzungszettel. Darauf folgten Marietta, Hotel Stadt Lemberg und im April 1930 Das Land des Lächelns alternierend mit Paganini. Zur Spielzeit 1930/1931 unterverpachteten die Gebrüder Rotter für kurze Zeit, das Theater des Westens und das Lessing-Theater an Heinz Saltenburg und die Saltenburg-Bühnen wurden gegründet.

Im Jahr 1931 gastierte die Mistinguett in der Mistinguett-Revue erfolgreich im Theater des Westens.

Im Souterrain des Theaters befand sich von 1921 bis 1923 die Wilde Bühne von Trude Hesterberg, ab 1931 das Tingel-Tangel-Theater, geleitet von Friedrich Hollaender.

Zeit des Nationalsozialismus

Die Gebrüder Rotter gerieten in einen Finanzskandal und wurden in der nationalsozialistischen Propaganda zum Hassbild des „jüdischen Finanzhasardeurs“. 1932 wurde ein Herr Spitz als neuer Leiter in der Person des Direktors bestellt und plante ein volkstümliches Operettenprogramm.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde weiterhin die leichte Muse im Theater des Westens gezeigt unter der Leitung von Karl Jöken gemeinsam an der Seite seiner Frau Edith Schollwer. Die Aufführungen hießen Alles für Eva, Junger Wein, Lockende Flamme und So zwitschern die Jungen. Am 29. Dezember 1933 wurden alle Theaterdirektoren aufgefordert, die Parole Kraft durch Freude (KdF) wahrzumachen.

Erst am 23. Dezember 1934 wurde das Theater als Teil des nationalsozialistischen Programms Kraft durch Freude mit Albert Lortzings Der Waffenschmied. wiedereröffnet und erhielt den Namen Volksoper. Im Deutschen Bühnen-Jahrbuch 1936 wurde wie bei vielen anderen Theatern als Betreiber das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda genannt und ist eine Bezuschussung seitens der Deutschen Arbeitsfront ausgewiesen. Zum Leiter wurde im Juli 1935 der bisherige Danziger Generalintendant und Generalmusikdirektor Erich Orthmann ernannt. Die neue Spielzeit begann am 1. Oktober 1935 mit der Oper Fidelio.

Nach einem großen Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs Ende 1943, konnten wieder einige Berliner Theater spielen, jedoch nicht die Volksoper. Es fanden Volksoper-Konzerte in der Plaza und der Philharmonie statt und ein Gastspiel am 25. April 1944 in Hirschberg (heute: Jelenia Góra). Schäden durch Bombentreffer konnten wieder bis zum 7. Juni 1944 beseitigt werden. Am 14. Juli 1944 schrieb der Berliner Lokal-Anzeiger den Artikel Die Theater unter dem Luftterror. Insbesondere das Dach sowie der Foyer- und Verwaltungsbereich wurden stark beschädigt.

Städtische Oper

Nach provisorischer Wiederherstellung des Daches für den Zuschauerraum wurde am 14. Mai 1945 Heinz Tietjen vom Stadtkommandanten Nikolai Erastowitsch Bersarin zum Leiter aller Operntheater der Stadt Berlin bestimmt. Heinz Tietjen beauftragte dann Michael Bohnen zum Intendanten der Städtischen Oper. Ab 15. Mai 1945[19] war das Haus nun die Heimstätte der Städtischen Oper Berlin (Deutsches Opernhaus), weil der Zuschauerraum des Opernhauses in der Bismarckstraße im Krieg zerstört worden war. Im Deutschen Opernhaus fand mit Beethovens Fidelio am 2. September 1945[20] die erste Opernaufführung in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Die Inszenierung erfolgte durch den Oberspielleiter der Oper Hans Wenzel (1904–1966).

Mit der Fertigstellung der neuen Deutschen Oper zog das Opernensemble 1961 wieder in die Bismarckstraße.

Wichtige Ensemblemitglieder und Gäste: Mathieu Ahlersmeyer, Sari Barabas, Hans Beirer, Johanna Blatter, Inge Borkh, Maria Callas, Lisa della Casa, Marcel Cordes, Dietrich Fischer-Dieskau, Gottlob Frick, Josef Greindl, Boris Greverus, Elisabeth Grümmer, Margarete Klose, Rober Koffmane, Sándor Kónya, Erika Köth, Ernst Krukowski, Vera Little, Josef Metternich, Martha Mödl, Mario del Monaco, Martha Musial, Tomislav Neralic, Hans-Heinz Nissen, Lisa Otto, Hermann Prey, Nadar Puttar, Anneliese Rothenberger, Leonie Rysanek, Tatjana Sais, Wilhelm Schirp, Rudolf Schock, Gisela Settgast, Giuseppe Di Stefano, Rita Streich, Ludwig Suthaus, Renata Tebaldi, Elfriede Trötschel, Sieglinde Wagner.

Ballett: Klaus Beelitz, Erwin Bredow, Marion Cito, Heinz Egner, Michael Egner, Jürgen Feindt, Konstanze Herzfeld, Rudolf Holz, Benno Kaminski, Rainer Köchermann, Wolfgang Leistner, Gert Reinholm, Hans-Joachim Stahl, Manfred Taubert, Carl Jaeger, Gisela Deege, Lieselotte Herbeth, Friedel Herfurth, Tana Herzberg, Suse Preisser, Ingeborg Settgast, Margo Ufer, Lieselotte Köster-Stahl, Horst Stibbe, Konstanze Vernon.

Operetten- und Musicaltheater 1961–1978

Seit dieser Zeit wird das Theater des Westens vor allem für Operetten- und Musicalaufführungen genutzt. Als erste Vorstellung stand am 1. Oktober 1961 Frederick Loewes Musical My Fair Lady auf dem Programm.

Karl-Heinz Stracke wurde ab 1964 Intendant und leitete das Theater sehr erfolgreich. Um ein Finanzloch rechtzeitig zu verhindern, gab Stracke die Leitung des Theaters auf und neuer Pächter wurde Siegfried Wölffer. Die Gebrüder Wölffer hatten das Theater schon einmal ab 1961 geleitet und konnten nicht mehr an die Erfolge des Musicals My Fair Lady anknüpfen. 1974 wurden Vincent und Eynar Grabowsky Unterpächter. Ab 1976 gerieten auch die Brüder Grabowksy in einen Finanzskandal, ausbleibende Gagen, erschlichene Subventionen und hinterzogene Steuern bis hin zu einem Haftbefehl ließen auch die Ära Grabowksy zu Ende gehen.

Operetten- und Musicaltheater 1978–2003

Im Jahr 1978 wurde das gesamte Theater modernisiert, im gleichen Jahr übernahm Karl Vibach die Leitung des Hauses. In den 1980er Jahren wurde das Gebäude von innen und außen immer wieder erneut saniert und modernisiert. 1984 wurde Götz Friedrich Intendant des Hauses, Helmut Baumann sein Künstlerischer Direktor. Die beiden ersten großen Erfolge dieser Zeit waren Guys and Dolls und La Cage aux Folles.

Götz Friedrich inszenierte 1988 mit Porgy and Bess die erste Neuproduktion einer „all black opera“ in Europa und erlebte einen sensationellen Welterfolg. Er und seine Chefdramaturgin Valerie Hennecke, die zwei Jahre lang die Produktion einschließlich mit Leitung PR und Marketing zwischen Berlin und New York aufbaute, erhielten den „Audience Award“. Die Mehrfachbesetzung wurde in New York (Harlem) und Berlin gecastet.

Die Theater des Westens GmbH war zu dieser Zeit eine der modernsten Musicalbühnen Europas mit raffinierten technischen Einrichtungen und Erfindungen. Es bestand eine Zusammenarbeit mit allen Botschaften in Berlin, den Berliner Festspielen zu den Berliner Festwochen, den Internationalen Filmfestspielen bezüglich der jährlichen Internationalen Filmpreis-Verleihung, dem RIAS, dem SOB und der Deutschen Oper Berlin (als Ersatzbühne wegen Renovierungsarbeiten), dabei wurde festgestellt, dass die „Alte Oper Charlottenburg“ eine hervorragende Akustik für Klassik hat, die auch ohne Mikrophone trägt.

Das Management unter Götz Friedrich und Helmut Baumann mit ausgesuchten Spitzenkräften war vorbildlich und innovativ. Es gab den ersten Marketingdirektor und das erste Eventmarketing in Deutschland. Die GmbH war über mehrere Jahre ausgebucht und hatte eine Dauerauslastung von über 98 Prozent. Trotzdem sollte das Theater des Westens nach der Wende zugunsten der drei Opernhäuser Berlins geschlossen werden. Götz Friedrich gab schließlich die Intendanz auf.

Wichtige Ensemblemitglieder und Gäste: Donnie Ray Albert, Albert Bonnema, Helmut Baumann, Terry Cook, Clamma Dale, Ute Lemper, Wilhelmenia Fernandez, Hildegard Knef, Angelika Milster, Helen Schneider, Caterina Valente, Daniel Washington, Elisabeth Werres, Charles Williams und Queen Yahna. Ehrenmitglied war Johannes Heesters.

Helmut Baumann wurde 1993 auch Intendant des Theaters des Westens und sorgte 1994 mit der 1950er-Jahre-Revue Blue Jeans für ein monatelang ausverkauftes Haus. 1996 wurde der 100. Geburtstag des Theaters gefeiert, doch die Zeiten wurden schwieriger: Der Auftrag, ein abwechslungsreiches Programm mit vier Premieren oder Wiederaufnahmen pro Jahr anzubieten, ließ sich angesichts geringerer öffentlicher Zuschüsse und Einstellungsstop schlecht realisieren, sodass Helmut Baumann mit Ende der Spielzeit im Sommer 1999 das Haus verließ.

Im Jahr 1999 wurde Elmar Ottenthal neuer Intendant. Die gemeinnützige Betriebs-GmbH, die dem Land Berlin gehörte, geriet immer tiefer in die roten Zahlen, das Haus konnte mit Ausnahme von Falco meets Amadeus im Jahr 2000 an die Erfolge der Baumann-Ära nicht mehr anknüpfen.

Zu der Spielzeit 2001/2002 wurde Georg Vierthaler vom Aufsichtsrat zum Intendanten und Geschäftsführer der Theater des Westens GmbH bestellt. Er war gleichzeitig auch Geschäftsführender Direktor der Staatsoper Unter den Linden.

Im Jahr 2002 konnte der Berliner Senat tarifrechtlich den bereits 1990 gefassten Beschluss umsetzen, die GmbH zu veräußern.

Stage Entertainment

Am 24. September 2002 beschloss der Berliner Senat den Verkauf des Theater des Westens an den niederländischen Musical-Konzern Stage Entertainment, das Gebäude selbst bleibt in Landesbesitz. Im Januar 2003 wurde mit Umbauarbeiten begonnen. Die Renovierung kostete nach eigenen Angaben zehn Millionen Euro.

Am 26. September 2003 wurde das Theater mit dem Musical Les Misérables von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg wiedereröffnet.

Die Stage Entertainment beschäftigt seitdem kein festes Ensemble mehr und zeigt Langzeit-Aufführungen mit Produktionen der Stage Entertainment, die wechselweise auf verschiedenen deutschen und internationalen Bühnen zu sehen sind.

Im Jahr 2011 wurde das Theater in Stage Theater des Westens umbenannt.


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