Universität Salzburg

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Die Universität Salzburg (vollständiger Name Paris-Lodron-Universität Salzburg, heute zu PLUS abgekürzt) ist eine österreichische Universität in Salzburg. Sie wurde 1622 als Benediktineruniversität gegründet[2] und bestand in dieser Form bis zur Auflösung 1810. Im Jahr 1962 wurde die Universität in staatlicher Trägerschaft wiedererrichtet.

Die ersten habsburgischen Volluniversitäten waren die Universität Wien und die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Die Universität Salzburg verfügt nicht über die „klassischen“ Fakultäten Medizin und Philosophie, sondern gliedert sich seit 2022 in die sechs Fakultäten Katholische Theologie, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Kulturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Natur- und Lebenswissenschaften sowie Digitale und Analytische Wissenschaften.[6]

Die insgesamt 25 Gebäude[3] sind über die Stadt verteilt und hauptsächlich in der Altstadt angesiedelt (Altstadtuniversität, Revitalisierung bedeutender Denkmalobjekte). Neben der zentralen Verwaltung der Universität und Teilen der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in der Kapitelgasse, der Katholisch-Theologischen Fakultät und der Universitätsbibliothek Salzburg in der Alten Universität sind auch Fachbereiche der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen und Geisteswissenschaftlichen Fakultät in der Alten Residenz sowie das Haus der Gesellschaftswissenschaften am Rudolfskai 42 dort beheimatet. Darüber hinaus befindet sich im Stadtteil Nonntal der Unipark Nonntal der Kulturwissenschaftlichen Fakultät mit über 5500 Studierenden sowie das zentrale Gebäude der Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät in Freisaal mit dem Botanischen Garten der Universität Salzburg und dem Salzburger Apothekergarten.

Die Universität ist mit über 16.000 Studierenden und 2.900 Angestellten die größte Bildungseinrichtung in Stadt und Land Salzburg.[3] Der Frauenanteil bei den Studenten beträgt ca. 60 %, der Ausländeranteil ca. 30 % (wegen der Nähe zur Grenze davon etwa 66 % aus Deutschland).[7][8]

Reklamemarken vom Katholischer Universitätsverein

Geschichte

Am 23. Juli 1622 wurde Albert III. Keuslin zum ersten Rector Magnificus der Benediktineruniversität Salzburg ernannt. Am 5. Oktober erhob dann Kaiser Ferdinand II. das benediktinische Gymnasium in Salzburg zur Universität und am 8. Oktober 1622 erfolgte die feierliche Eröffnung der Universität durch ihren Gründer, den Erzbischof von Salzburg Paris Graf von Lodron. Damals übernahm eine Gruppe Salzburger, Schweizer, süddeutscher und österreichischer Benediktinerklöster den Aufbau und die Erhaltung der Universität. Sie entsandten Professoren und ihre Studenten dorthin.[9]

„Die Salzburger Hohe Schule erfreute sich bald als einzige nicht von den Jesuiten betriebene katholische Universität im Reichsgebiet großer Beliebtheit. Schon wenige Jahre nach der Gründung waren 500 Studenten inskribiert. In den 172 Jahren der Matrikelführung – mit der erst 1639 begonnen wurde – sind nicht weniger als 32.210 Studenten eingetragen worden, von denen fast fünfzehn Prozent aus Salzburg stammten. Die übrigen waren Bayern und Schwaben, dazu kamen viele Österreicher, aber auch zahlreiche Italiener und andere Ausländer. Für das kleine geistliche Fürstentum sind diese Zahlen außerordentlich hoch, sie sind von den benachbarten Universitäten Graz, Innsbruck und Dillingen bei weitem nicht erreicht worden. Was das wirtschaftlich für die Stadt bedeuten mußte, kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.“

– Hans Wagner[10]

Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden neben theologischen und philosophischen auch juristische und medizinische Vorlesungen gehalten. Salzburg war auch Vorreiterin im Griechischstudium. Die Universität zeichnete sich allgemein durch thomistische Theologie und Rechtswissenschaft aus; das Universitätstheater, an dem unter vielen anderen begabten Theatermachern der Pater comicus von Kremsmünster, P. Simon Rettenpacher, wirkte, war auch 1767 Ort der Uraufführung der berühmten Mozartoper Apollo und Hyazinth. Wolfgang Amadeus war zu dem Zeitpunkt 11 Jahre alt.[11]

Bereits in den 1740ern war die Benediktineruniversität die europaweit erste Hochschule, die im Sinne der Aufklärung Experimentalphysik auf den Lehrplan setzte[12]. Etwa gleichzeitig kam es in Salzburg zum Sykophantenstreit von 1740. Eine Gruppe von Studenten und anderen aus dem Kreis der Pagen am fürsterzbischöflichen Hof und anderen Aristokraten, die eine liberale Akademie gründen wollten. Der Haushistoriker des Erzbischofs, Giovanni di Gaspari di Novomonte, war dabei federführend, unterstützt durch den Direktor der Pagerie, Andrea Christani di Rallo. Vier Neffen des Erzbischofs Leopold Anton von Firmian gehörte zur Gruppe der Aufklärer, die sich den Gelehrten Lodovico Antonio Muratori zum Vorbild nahmen. Die Neuerer kritisierten den Geschichtsunterricht an der Universität; sie verlangten intensivere Quellenarbeit. Auch die in Salzburg vertretene Heiligenverehrung empfanden sie als übertrieben. Mit dem Rektor P. Gregor Horner entstand in der Folge eine Polemik, die weit über Salzburgs Grenzen bekannt wurde.[13]

1810 wurde die Universität nach der Angliederung Salzburgs an das Königreich Bayern aufgelöst und an ihrer Stelle ein Lyzeum (mit theologischen und philosophischen Inhalten) sowie eine medizinische Lehranstalt errichtet. Die theologische Sektion des Lyzeums wurde 1850 wieder in den Rang einer Universitätsfakultät erhoben (Salzburg gehört seit 1816 zu Österreich), das Lyzeum wurde aufgelöst.[14] Die Gliederung der alten Universität wird mit dem Sonnenuhrfresko von Georg Jung, Mitglied des Sonderbundes österreichischer Künstler, an der Südfassade des alten Universitätsgebäudes zum Ausdruck gebracht: Die Madonna (aus dem Gnadenbild Maria Plain) fungiert als Schutzpatronin Salzburgs und schwebt über den drei Fakultäten Theologie, Philosophie und Jurisprudenz.

Im Ersten Weltkrieg versuchte der Salzburger Hochschulverein vergeblich, die Verlegung der Franz-Josephs-Universität von Czernowitz nach Salzburg zu erreichen. Erst 1962, rund 150 Jahre nach der Auflassung wurde die Universität Salzburg neu gegründet. 1964 war das Jahr, in dem die Inauguration des ersten Rektors und die Wiederaufnahme des Studienbetriebs an der Fakultät für Philosophie stattfand.[15] Später folgte die schrittweise Erweiterung auf die heutigen vier Fakultäten Katholische Theologie, Rechtswissenschaften, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften sowie Naturwissenschaften.[16]

Der Wegfall von Studiengebühren und Aufnahmetests brachte einen starken Anstieg der Studentenzahl von 13.599 im Wintersemester 2006/07 auf 15.722 im WS 2009/10. Das betraf vor allem die Fächer Psychologie und Kommunikationswissenschaft, deren letztere Vorlesungen wiederholt in externen Veranstaltungshallen abgehalten werden mussten.[17] Da der Anteil der Studenten aus Deutschland über 40 % betrug, wurden zum WS 2010/11 – in Übereinstimmung mit den anderen österreichischen Universitäten – eine Zugangsbeschränkung und ein Aufnahmetest für die Studienrichtungen Kommunikationswissenschaft und Psychologie eingeführt. Zum WS 2019/20 wurde die Aufnahmeprüfung am Fachbereich Kommunikationswissenschaft wieder abgeschafft.[18]


Text: Wikipedia

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