Villa Rümelin (Alexanderstraße 44)

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Siegelmarke Bankhaus Rümlin & Co

Die Villa Rümelin war eine Villa in der Alexanderstraße 44 (nach anderer Quelle Lerchenstraße 74) in Heilbronn. Die Villa galt als Beispiel für die Architektur des Hermann Muthesius, dem Hauptvertreter des um 1900 in Deutschland populären Landhausstils. Das Gebäude wurde 1970 abgebrochen.


Beschreibung

Die Villa war 1913 von Hermann Muthesius für die Heilbronner Bankiersfamilie Rümelin persönlich entworfen und von Adolf Braunwald als Bauleiter ausgeführt worden. Das zweigeschossige Gebäude auf einem hohen Betonsockel mit hohen Mansardgiebeldach, war auf einem L-förmigen Grundriss errichtet worden. Die Schauseite zur Straße hin, bildete ein in Sandstein ausgeführter Schweifgiebel mit Voluten und vorgelegtem Portikus. Der Portikus bestand aus sechs ionischen Säulen, die ein Architrav mit darüberbefindlicher Aussichtsterrasse, trugen. Ein zweiter in Sandstein gefertigter Schweifgiebel mit Voluten war nach Nordwesten hin gebaut worden, dem wiederum ein Portikus mit sechs Säulen, diesmal halbrund vorgelegt worden war. Zum Garten hin war wieder ein Schweifgiebel zu sehen, dem ein über zwei Stockwerke durchgehender polygonaler Standerker vorgelegt war. Oberhalb des Erkers war ein Balkon.

Die Halle war mit einer Kiefernholzvertäfelung ausgestattet worden, die bräunlich grau gebeizt wurde. Dort befand sich auch ein großer grüner Kamin. Dieser war mit Keramik aus den großherzöglichen Werkstätten in Karlsruhe gestaltet worden. Gepolsterte Sitzbänke machten die Kaminnische zu einem bequemen Aufenthaltsort der Halle. Ein anderer Sammelpunkt befand sich im Erker, der auf die Rosenterrasse hinaus gelegen war. Das Empfangszimmer war ganz besonders ausgestattet worden. Dort war ein großes Gemälde zu sehen, das oberhalb des Kamins angebracht worden war. Die Wände des Empfangszimmers hatten einen grau geblümten Seidenstoff als Verkleidung, der wiederum in Kirschholzumrahmungen gebracht worden ist. Auch die anderen Wände und Decke wurden mit einer Kirschholzvertäfelung versehen.


Geschichte

In der Nachkriegszeit wurde das gut erhalten gebliebene Gebäude für verschiedene Zwecke verwendet. So fand am 3. September 1950 eine von Gerda Schroedter organisierte Ausstellung „Zeitgemäße Inneneinrichtungsgegenstände“ statt. Das Amerikahaus veranstaltete am 18. Mai 1951 einen Klavierabend mit dem amerikanischen Pianisten Harold Heiberg und am 31. Mai 1951 einen Liederabend mit der farbigen Sängerin Marguerite Wood. Diese wurde von Franz Hallsch am Klavier begleitet. Am 5. Juni 1951 fand unter der Leitung des Amerikahauses ein Konzert mit Maria Stoesser statt, eine kalifornische Pianistin. Am 24. Juli 1951 organisierte das Amerikahaus in der Villa ein Klavierkonzert mit dem Pianisten George Hadjinikos. Zusätzlich fand dort eine Ausstellung abstrakter Kompositionen von Fritz Kolb statt. Am 6. August 1951 veranstaltete das Amerikahaus ein Konzert in der Villa mit dem Pianisten Noel Lee. Weiter war dort eine Ausstellung mit Aquarellen von Albert Volk zu sehen. Am 27. August 1951 wurde dort unter der Leitung des Amerikahauses ein Konzert mit dem ungarischen Geiger Denes Zsigmondy und der Pianistin Anneliese Nissen, veranstaltet. Am 24. September 1951 fand dort ein Liederabend des Amerikahauses mit der Sopranistin Patricia Konnor statt. Am 1. November 1951 wurden in der Villa zwei Kurz-Opern, Das Telefon von Gian-Carlo Menotti und La serva patrona von Giovanni Battista Pergolesi, veranstaltet. Dezember 1954 wird die Villa für eine Weihnachts-Ausstellung von der Architektin Gerda Schröedter aus Talheim genutzt.

Am 19. Oktober 1974 stellte Dr. Werner Heim eine Liste mit 60 Heilbronner Jugendstilgebäuden vor. Anlass war der Abbruch der beiden „bedeutende[n] Jugendstilgebäude[n] “ Villa Rümelin(Alexanderstr. 44) und Pfleiderer (Lerchenstr. 69). Er beabsichtigte diese Liste den Bauämtern zu geben. Ziel sollte sein vor dem Abbruch der Bauten das Historische Museum zu informieren.

Am 7. Dezember 1974 zeigte der Steinmetz- und Bildhauermeister Franz Hamerla seine Ausstellung "Jugendstilhäuser in Heilbronn". Dazu zählten neben Stadttheater und Villa Pfleiderer, auch die Villa Rümelin. Dr. Robert Koch, der 30 Fotografien dazu erstellt hatte, beabsichte einen Katalog der Gebäude zu erstellen, von denen der größte Teil bereits abgerissen wurde.


Hugo von Rümelin

Gustav Friedrich Hugo (von) Rümelin (* 2. August 1851 in Heilbronn; † 13. Juni 1932 ebenda) war ein deutscher Bankier. Er war Mitinhaber und Geschäftsführer des Heilbronner Bankhauses Rümelin & Co. und von 1908 bis 1929 Präsident der Handelskammer Heilbronn. Von 1883 bis 1919 gehörte er in Heilbronn dem Bürgerausschuss und dem Gemeinderat an, 1913 bis 1918 war er als Vertreter von Handel und Industrie Mitglied der württembergischen Kammer der Standesherren.


Leben

Rümelin war der Sohn des Heilbronner Bankiers Richard Rümelin (1818–1880) und dessen Frau Christiane „Nanette“ Auguste Johanna Cloß (1819–1902). Er hatte neun Geschwister, von denen vier früh starben. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter entstammten einflussreichen Familien. Richard Rümelin gründete 1856 gemeinsam mit seinem Bruder Max (1823–1893) das Heilbronner Bankhaus Rümelin & Co. und war von 1859 bis 1871 Vorsitzender der Heilbronner Handelskammer. Ein weiterer Bruder seines Vaters, Gustav von Rümelin, war Abgeordneter, Minister und Kanzler der Universität Tübingen. Seine Mutter war die Tochter des reichen Winnender Kaufmanns Johann Friedrich Cloß, ihr Bruder Friedrich Cloß war ein bedeutender Heilbronner Kaufmann, ihre Schwester Johanna war die Mutter des späteren Heilbronner Oberbürgermeisters Paul Hegelmaier.

Nach dem Besuch des Heilbronner Gymnasiums machte Hugo Rümelin 1869 bis 1872 eine Lehre im väterlichen Bankhaus und arbeitete danach bis 1875 bei Großbanken in Berlin und Frankfurt am Main. 1875/76 hörte er Vorlesungen an der Berliner Universität und kehrte dann nach Heilbronn zurück, wo er 1876 als persönlich haftender Gesellschafter in das Bankhaus Rümelin & Co. eintrat. Nach dem Tod seines Vaters 1880 und seines Bruders Ernst 1883 wurde er neben seinem Bruder Richard (1855–1923) Inhaber und Geschäftsführer der Bank, die 1922 in die Rümelin-Bank AG umgewandelt wurde, deren Aufsichtsratsvorsitzender er ab diesem Jahr war. Nachdem die Rümelin-Bank AG Ende 1924 mit der Württembergischen Vereinsbank verschmolzen und von der Deutschen Bank übernommen worden war, die sie als ihre Heilbronner Filiale weiterführte, wurde Hugo von Rümelin 1925 stellvertretender Vorsitzender des Württembergischen Landesausschusses der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft. Er war außerdem Mitglied des Bezirksausschusses Stuttgart der Reichsbank.

Rümelin war Mitglied einer Vielzahl von Unternehmensgremien. Er war Vorsitzender der Heilbronner Wohnungsvereins AG, ab 1912 Aufsichtsratsvorsitzender der Salzwerk Heilbronn AG, Aufsichtsratsmitglied und -vorsitzender der Zuckerfabrik Böblingen sowie Aufsichtsratsmitglied der Süddeutschen Zucker-AG, der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn, des Württembergischen Portland Cement-Werks zu Lauffen a. N. und der C. A. Knorr AG. Außerdem gehörte er dem Beirat der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart an.

Von 1908 bis 1929 war Rümelin Präsident und ab 1929 Ehrenvorsitzender der Handelskammer Heilbronn. Als Kammermitglied und -präsident setzte er sich insbesondere für die Zusammenfassung der deutschen Eisenbahnen, für den Bau des Neckarkanals, für kaufmännischen Unterricht und Weiterbildung durch Vorträge ein.


Politische Ämter

1883 wurde Rümelin, der Mitglied der nationalliberalen DP war, in den Heilbronner Bürgerausschuss gewählt. Bis 1919 gehörte er zunächst dem Bürgerausschuss, dann dem Heilbronner Gemeinderat an. Auf Vorschlag des Württembergischen Industrie- und Handelstags berief König Wilhelm II. Rümelin in Nachfolge des verstorbenen Albert von Melchior als Vertreter von Handel und Industrie in die württembergische Kammer der Standesherren. Er trat am 23. Mai 1913 in die Kammer ein und gehörte ihr bis zu ihrem Ende 1918 an.


Familie

1879 heiratete Rümelin Ottilie Franziska Karoline Luise Sofie Reibel (1857–1941), die Tochter des Heilbronner Kaufmanns Karl Reibel. Aus der Ehe gingen die Kinder Georg Rümelin (1880–1969), Richard Rümelin jun. (1883–1964) und Elisabeth Rümelin (1889–1941) hervor. Ab 1895 lebte die Familie in der neu erbauten Villa Rümelin in Heilbronn.


Auszeichnungen

Rümelin erhielt die Feldzugsmedaille 1870/71, den Orden der Württembergischen Krone, mit dem der persönliche Adel verbunden war, und das Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens. 1900 wurde ihm der Titel Kommerzienrat verliehen, 1914 folgte der Titel Geheimer Kommerzienrat.

Seit 9. Februar 1922 gibt es in Heilbronn die Hugo-Rümelin-Straße. Sie entstand durch Umbenennung aus der 1921 benannten Rümelinstraße.



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