Eisenhüttenwerk Thale

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Die Thaletec GmbH (Eigenschreibung: THALETEC GmbH) in Thale am Harz ist ein Nachfolgeunternehmen des ehemaligen VEB Eisenhüttenwerks Thale, in welchem bis zur Wende in der DDR mehr als 7500 Beschäftigte gearbeitet haben. Thaletec ist heute in Deutschland einer der beiden Hersteller von emaillierten verfahrenstechnischen Apparaten, die mit Technischem Email beschichtet werden.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zum Eisenwerk.

Geschichte

1835 wurde auf Initiative von J. C. W. Bennighaus in Thale ein Emaillierwerk gegründet. Es entstand ein Betriebsteil, dessen Erzeugnisse in der Zukunft den weltweit anerkannt guten Ruf der im Eisenhüttenwerk Thale hergestellten emaillierten Erzeugnisse unter dem Markenname Löwen-Email begründen sollte und aus dem sich das älteste und größte Emaillierwerk Europas entwickelte. Aus geschmiedetem Blech wurde der Mantel des Topfes vorgefertigt und anschließend zur Topfzarge genietet. Die Beschläge, wie Henkel und Griffe, wurden ebenfalls an Topfzarge und Deckel genietet. Die Verbindung Zarge – Boden wurde gefalzt und der Topf nur innen emailliert. Außen erhielt der Topf einen schwarzen Schutzanstrich.

1900 entstand in der Eisenhüttenwerke Thale AG durch die frühzeitige Anwendung des autogenen Schweißens aus dem Fassbau ein Großschweißwerk, in dem überwiegend Bleche aus dem eigenen Walzwerk verarbeitet wurden. Zu diesem Zeitpunkt gehörten zur Eisenhüttenwerke Thale AG schon ein Siemens-Martin-Stahlwerk, mehrere Walzwerke, das Stanz- und Emaillierwerk und eine Gießerei.

1907 wurde dem Großschweißwerk ein Emaillierwerk angegliedert. Dort wurden bis in die 1920er Jahre vorwiegend innen emaillierte Großbehälter für die Getränkeindustrie produziert wie z.B. Ring- und Schraubtanks, Gärbottiche, Flaschenabfüllgeräte und Lagertanks zum Einsatz in Brauereien.

Bis weit in die 1920er Jahre konzentrierte man sich auf die Produktion von emaillierten Großbehältern, vorwiegend für die Getränkeindustrie. Es wurden Ring- oder Schraubtanks, Gärbottiche, Flaschenabfüllgeräte und Lagertanks zum Einsatz in Brauereien gefertigt. Der Großbehälterbau des EHW Thale hatte sich mit seinen Erzeugnissen unter dem Warenzeichen Löwen-Email eine führende Position auf dem Weltmarkt erobert.

1932 entwickelte Dr. Otto Krüger in Thale das säurebeständige Email „Trisorit“ und führte es in die Produktion ein. Höhere Qualitätsansprüche erforderten eine Weiterentwicklung der Konstruktionsanlagen und eine Verbesserung der Schweißtechnik.

1940 begannen der Einsatz des Elektroschweißens und das Röntgen von Schweißnähten im Behälterbau. Während des Zweiten Weltkriegs dominierten Rüstungsaufträge. Große Teile des technischen Potentials wurden auf die Herstellung von Fliegertanks bis 50 m³, Torpedorohre, Seeminen und Bojen umgestellt.

Das Eisenhüttenwerk Thale und die Stadt Thale blieben im Zweiten Weltkrieg völlig unzerstört und hatten daher für den Wiederaufbau in der sowjetischen Besatzungszone eine große Bedeutung. Das Werk war von 1946 bis 1953 unter sowjetischer Verwaltung (SAG=Sowjetische Aktiengesellschaft). 1946 wurden im Behälter- und Apparatebau Kübel, Fässer und die ersten emaillierten Polymerisationskessel (12 m³) hergestellt. Ab den 1950er Jahren war der Behälter- und Apparatebau mit seinen Erzeugnissen wieder auf Messen im In- und Ausland vertreten.

Ab 1960 begann die Fertigung nach Typisierung und Standardisierung, Planung und Entwicklung einer Taktstraße nach modernsten wissenschaftlich – technischen Erkenntnissen, eines modernen Sandstrahlgebläses, neuer Spezialschneideautomaten und einer Universal-UP–Schweißanlage. Die neuen Technologien erbrachten ein umfangreiches Lieferprogramm mit Absatz im Inland, in die BRD, nach West- und Südeuropa und in den asiatischen Raum. Auf Leipziger Messen konnten das Gütezeichen Q und Messegold erreicht werden. 1968 wurde unter Leitung von Günter Kozlowski das blaue hochsäure- und laugenbeständige Chemiedeckemail ACIBAS entwickelt.

Von 1954 bis 1990 war das Eisenhüttenwerk Thale ein volkseigener Betrieb. Im Rahmen des Programms der Chemisierung der Volkswirtschaft wurden ab 1960 eine moderne Taktstraße gebaut und ein modernes Sandstrahlgebläse, neue Spezialschneideautomaten sowie eine UP-Schweißanlage eingeführt. 1968 wurde unter der Leitung von Dr. Günter Kozlowski das blaue hochsäure- und laugenbeständige Chemiedeckemail „ACIBAS“ entwickelt.

In den 70er Jahren erfolgten der Hallenneubau der Kleinteilfertigung, die Inbetriebnahme elektrischer Kammer- und Schachtöfen, eine neue Fließstrecke der Zargenfertigung und die Inbetriebnahme der zentralen Bodenfertigung. Bis 1990 fanden die stahlemaillierten Rührmaschinen und Tanks für die Chemie-, Lebens- und Genussmittelindustrie einen hohen Absatz im Inland, in der BRD, den RGW-Staaten, in West- und Südeuropa sowie im asiatischen Raum. 1971 wurde im alten Tankemaillierwerk die Produktion emaillierter gusseiserner Ausrüstungen für die chemische Industrie vom VEB Emailleguss Radebeul übernommen und bis 1990 fortgeführt. Emaillierung von Rührwerksapparaten bis 4 m³ im Heißpuderverfahren. Die Art der Emaillierung war im Deutschland der Nachkriegszeit einmalig. 1972 wurden neue Hallen für die Kleinteilfertigung fertiggestellt. In der neuen Halle des Tank-Emaillierwerkes gingen die elektrischen Kammer- und Schachtöfen in Betrieb. 1975 brachte eine neue Fließstrecke wesentliche Arbeitserleichterungen und Verbesserungen des Produktionsflusses in der Zargenfertigung.

Die zentrale Bodenfertigung wurde 1977 in Betrieb genommen. Die vorbereiteten Böden konnten auf Schweißmanipulatoren bearbeitet werden. Die 1980er Jahre waren geprägt vom Einsatz der Mikroelektronik, Robotertechnik, Forschung und Entwicklung effektiverer Rühr- und Abdichtsysteme an Rührmaschinen und Einführung von neuen Betriebsnormen.

Nach der Wende stand der VEB Eisen- und Hüttenwerke Thale vor dem Aus. Der jahrzehntelange Investitionsstau und die niedrige Produktivität führten dazu, dass die Treuhandanstalt keinen Investor für das Werk fand. Um das Unternehmen zu retten, kauften Ernst Albrecht, der damals Vorsitzender des Aufsichtsrates der EHW Thale AG war, und der Bremer Kaufmann Hans Henry Lamotte das Unternehmen. Für einen symbolischen Kaufpreis von einer DM wurde das Unternehmen zum 1. Januar 1993 privatisiert. Beide Käufer verpflichteten sich, keine eigenen Erträge aus dem Unternehmen zu ziehen und auch von einem künftigen Verkaufspreis nicht zu profitieren.

Im Verlauf der 1990er Jahre vollzog sich ein starker Wandel im Behälter- und Apparatebau. Die Fertigung wurde auf DIN umgestellt.

Am 28. Mai 1990 wurde aus dem VEB Eisenhüttenwerke Thale die Eisenhüttenwerk Thale AG mit dem Unternehmensbereich Behälter-, Apparate- und Anlagenbau. Die Produktion ging stark zurück, weil die Mehrheit der Kunden aus dem RGW Bereich nicht in freier Währung bezahlen konnte. Das Werk stand unter Treuhandverwaltung und wurde 1992 privatisiert. 1997 verkaufte Herr Dr. Albrecht die verbliebenen Unternehmensbereiche der EHW Thale AG (EHW Thale Email GmbH und EHW Thale Sintermetall GmbH) an die Schunk GmbH

Im April 1997 erwarben die Schunk GmbH, Heuchelheim, und die Schunk GmbH, Oberhausen die Aktien der Eisen- und Hüttenwerke Thale AG und erhöhten im Anschluss an den Erwerb das Grundkapital der EHW Thale AG von 2,5 auf 14,5 Millionen DM.

Nach dem Verkauf an die Schunk GmbH 1997 wurde eine 4-Strang Emaillieranlage zur Außenbeschichtung von Rohren für Wärmetauscher zum Einsatz in Kraftwerken und in der chemischen Industrie aufgebaut. Weitere Investitionen wie der Bau eines neuen Emaillabors konzentrierten sich auf Produkte für die Chemie und die Pharmazie. Von 2006 bis 2007 wurden die nicht mehr benötigten Gebäude des alten Stanz- und Emaillierwerkes, das alte Schalthaus und die Halle 7 abgerissen und diese Flächen abgegeben. Als der Unternehmensbereich 2007 keine roten Zahlen mehr verzeichnete, verkaufte die Schunk GmbH ihn an drei Privatinvestoren, die das Unternehmen THALETEC gründeten.

Eine umfangreiche Dokumentation der Historie des Eisenhüttenwerks Thale kann im Hüttenmuseum Thale besichtigt werden.


Text: Wikipedia

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