Humboldt-Universität

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Die Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) wurde 1809 als Universität zu Berlin gegründet und nahm als älteste von heute vier Berliner Universitäten im Herbst 1810 den Lehrbetrieb auf. Sie ist heute hinter der 1948 gegründeten Freien Universität die zweitgrößte Universität in Berlin und hat ihren Hauptsitz an der Straße Unter den Linden in Berlin-Mitte.

Siegelmarken

Verzeichnis der Siegelmarken mit einem Bezug zur Universität.

Geschichte

Friedrich-Wilhelms-Universität

Die Universität wurde am 16. August 1809 auf Initiative des liberalen preußischen Bildungspolitikers Wilhelm von Humboldt durch König Friedrich Wilhelm III. im Zuge der preußischen Reformen gegründet und nahm 1810 als Berliner Universität (Alma Mater Berolinensis) ihren Betrieb auf. Von 1828 bis 1946 trug sie zu Ehren ihres Gründers den Namen Friedrich-Wilhelms-Universität.

1949 erhielt die Berliner Universität den Namen Humboldt-Universität zu Berlin.

Gründung

Wesentliche Impulse zur Universitätsgründung gingen von bedeutenden Wissenschaftlern dieser Zeit aus, vor allem von dem Philosophen Johann Gottlieb Fichte und dem Theologen Friedrich Schleiermacher.

Unter dem Eindruck der Reformideen Schleiermachers entwickelte der Diplomat und Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt seine Universitätskonzeption. Humboldt war seit Februar 1809 für ein Jahr Sektionschef für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern. Sein oberstes Ziel war es, ein neues Bildungssystem in Preußen einzuführen. Die Hauptsäulen seines Konzepts waren die enge Verbindung von Forschung und Lehre, freie Wissenschaft um ihrer selbst Willen und Persönlichkeitsformung.

Zu den ersten Professoren, deren Berufung auf Wilhelm von Humboldt zurückging, gehörten August Boeckh (Philologie), Albrecht Thaer (Landwirtschaft), Friedrich Carl von Savigny (Jura), Christoph Wilhelm Hufeland (Medizin) und Carl Ritter (Geographie). Sie trugen Humboldts Konzept mit. Der Betrieb der Wissenschaften verlange, so der Gelehrte und Staatsmann, dass Akademien, Universitäten und relativ selbstständige Forschungseinrichtungen zusammengeführt werden. Humboldts Konzepte, wie die erst später berühmt gewordene Denkschrift „Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin“, beeinflussten die Idee der modernen Universität.

Alles, was für die Ausbildung der Studierenden geeignet war, wurde der Universität angegliedert oder konnte von den Studenten genutzt werden. So bekam sie das von 1748 bis 1766 in der Dorotheenstadt erbaute und seit 1802 ungenutzte Palais des Prinzen Heinrich übereignet. Mehrfach umgebaut und in den Jahren 1913 bis 1920 durch Anbauten erweitert, ist es in der Straße Unter den Linden bis heute das Hauptgebäude der Universität.

Nachdem am 28. September 1810 Theodor von Schmalz zum ersten Rektor berufen worden war und sich am 6. Oktober die ersten Studenten immatrikuliert hatten,[3] konnte am 10. Oktober 1810 der Lehrbetrieb aufgenommen werden.[4] Die Fächer wurden in die Fakultäten Jura, Medizin, Philosophie und Theologie gegliedert. Die Naturwissenschaften waren damals Teil der Philosophischen Fakultät, so dass die Doktoranden zum Dr. phil. (nicht zum Dr. rer. nat.) promoviert wurden.

Die Erweiterung

Neben der starken Verankerung traditioneller Fächer, wie der Altertumswissenschaft, der Rechtswissenschaft, Philologie und Geschichte, Medizin und Theologie, entwickelte sich die Berliner Universität zum Wegbereiter für zahlreiche neue naturwissenschaftliche Disziplinen. Das verdankte sie besonders der Förderung des Naturwissenschaftlers Alexander von Humboldt, Bruder des Gründers Wilhelm. So richtete Georg Ludwig Hartig 1821 an der Universität einen Lehrstuhl für Forstwirtschaft ein, aus dem später die Forstliche Hochschule Eberswalde wurde. Mit dem Bau modernster Forschungs- und Lehreinrichtungen für die Naturwissenschaften wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen. Berühmte Forscher, wie der Chemiker August Wilhelm von Hofmann, der Physiker Hermann von Helmholtz, die Mathematiker Ernst Eduard Kummer, Leopold Kronecker, Karl Weierstraß, die Mediziner Johannes Peter Müller, Albrecht von Graefe, Rudolf Virchow und Robert Koch, trugen den wissenschaftlichen Ruhm der Berliner Universität über die nationalen Grenzen.

Im Zuge der Erweiterung der Universität wurden andere in der Stadt bereits vorhandene Einrichtungen schrittweise eingegliedert. Ein Beispiel hierfür sind die Charité, die Pépinière und das Collegium medico-chirurgicum. Das Collegium medico-chirurgicum wurde 1809 aufgelöst, die Bücherei von der Pépinière übernommen, und das medizinische und chirurgische Universitätsklinikum entstand 1810 zuerst in zwei Wohnungen der Friedrichstraße 101, bis nach mehreren Umzügen 1818 ein als Bleizucker- und Stärkefabrik gebauter Gebäudekomplex in der Ziegelstraße 5/6 erworben wurde. Die Entbindungsanstalt entstand 1816 in der Oranienburger Straße, wurde später in die Dorotheenstraße verlegt, und war der Vorläufer der 1882 eröffneten I. Universitäts-Frauenklinik in der Artilleriestraße (heute Tucholskystraße). Friedrich I. ließ 1710 ein Quarantäne-Haus für Pestkranke vor den Toren der Stadt errichten. Der ‚Soldatenkönig‘ Friedrich Wilhelm verfügte im Jahre 1727: „Es soll das Haus die Charité (frz. für ‚Barmherzigkeit‘, ‚Mildtätigkeit‘) heißen“. 1829 bezog die Medizinische Fakultät der Universität diesen Standort, und erst 1927 wurde die chirurgische Universitätsklinik als letzte Klinik in die Charité verlagert.

Für die seit 1810 zur Universität gehörenden natur-historischen Sammlungen wurde 1889 ein eigenes Gebäude errichtet, das heutige Museum für Naturkunde. Eine bereits seit 1790 bestehende Tierarzneischule bildete 1934 den Grundstock der Veterinärmedizinischen Fakultät, und die 1881 gegründete Landwirtschaftliche Hochschule Berlin wurde als Landwirtschaftliche Fakultät der Universität angegliedert.

Frauen in der Wissenschaft

Die liberale Sozialreformerin der deutschen Frauenbewegung Alice Salomon war eine der wenigen Frauen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts studieren durften. Jahrzehntelang hatten engagierte Frauen darum gekämpft, dass auch sie am wissenschaftlichen Leben teilnehmen konnten. Jedoch erst im Jahr 1908 wurde Frauen in Preußen das Recht zur Immatrikulation gewährt. Von den vier Fakultäten hatte die Philosophische Fakultät den größten weiblichen Zulauf. Schon vor dem Immatrikulationsrecht hatte es an der Berliner Universität Studentinnen gegeben, allerdings nur als Doktorandinnen mit Ausnahmegenehmigung. Als erste Frau promovierte 1899 die Physikerin Elsa Neumann. Die erste Frau, die in Berlin zur Professorin ernannt wurde, war die Mikrobiologin Lydia Rabinowitsch-Kempner, die 1912 den Titel verliehen bekam. Allerdings erhielt sie keine Anstellung an der Universität. 1926 wurde Lise Meitner als erste Physikerin an einer preußischen Universität zur außerordentlichen Professorin ernannt. Bei anderen begabten Wissenschaftlerinnen, wie der jüdischen Historikerin Hedwig Hintze, endete nach 1933 der akademische Weg mit dem Entzug der Lehrbefugnis und Emigration. Im Jahr 1947 ging dann Liselotte Richter als erste deutsche Professorin für Philosophie und Theologie in die Annalen der Universität ein. Die Berliner Universität war schon zwischen 1919 und 1945 die deutsche Universität mit den meisten Dozentinnen.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann auch an der Berliner Universität die Diffamierung jüdischer Wissenschaftler und Studierender. Vorlesungen jüdischer Dozenten wurden boykottiert, Hörer tätlich angegriffen. Auch politisch missliebige Dozenten waren von Verfolgung betroffen. Studierende und Lehrende der Universität betätigten sich an der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933. Siehe auch: Mahnmal zur Bücherverbrennung vor den Unigebäuden mit einer leeren Bibliothek

Nach der „Machtergreifung“ wurden 280 Angehörige des Lehrkörpers von den Nationalsozialisten vertrieben. Das entsprach einer Entlassungsquote von 35 %. Mehr als 90 % der Entlassungen erfolgten aus antisemitischen Gründen. Andere Wissenschaftler zogen es vor, die Berliner Universität freiwillig zu verlassen.[6] Auch viele Studierende, darunter auch einige nichtjüdische, kehrten ihrer ehemaligen Alma mater für immer den Rücken, die einst als Heimstätte des humanistischen Denkens gegolten hatte. Zahlreiche Doktortitel wurden ebenfalls aberkannt.

Die Vertreibung und Ermordung jüdischer Gelehrter und Studierender sowie politischer Gegner des Nationalsozialismus haben der Universität und dem geistigen Leben in Deutschland schweren Schaden zugefügt. Widerstand aus der Universität heraus blieb eher selten.

Neubeginn

Kurz nach dem Ende der Kampfhandlungen, am 20. Mai 1945, kam es bereits zu einem ersten Treffen von Professoren bezüglich der zu einer Wiedereröffnung der Universität notwendigen Schritte, bei der auch der neugebildete Berliner Magistrat und die russische Militärverwaltung beteiligt waren.[7]:19ff. Die Vorbereitungsgruppe hatte vor allem die Frage der räumlichen Unterbringung zu lösen, da alle Universitätsgebäude schwer beschädigt waren sowie die Frage der Auswahl von Dozenten und Studenten: die Alliierte Militärverwaltung forderte im Rahmen der Entnazifizierung, dass keine Personen mit aktiver Beteiligung an nationalsozialistischen Organisationen an der Universität zugelassen werden dürften. Außerdem musste ein Budget aufgestellt werden, provisorische Lehrpläne, eine neue Universitätsordnung und ein Zeitplan für die Wiedereröffnung. Obwohl die Universität zunächst formell unter Viermächtekontrolle stand, erklärte sich die sowjetische Militärverwaltung SMAD im September 1945 einseitig für die Kontrolle der im sowjetischen Sektor liegenden Universität zuständig und unterstellte diese der ostzonalen DVV.[8]:88ff. Nachdem bereits am 3. September 1945 „Vorkurse für Studienanfänger“ begonnen hatten, konnte die Wiedereröffnung der Universität Anfang 1946 stattfinden.[7]:20 [8]:87

Der Neubeginn der Universität im Januar 1946 geht auf einen Prikas (Befehl-Nr. 4) der Sowjetischen Militäradministration zurück. Die SMAD, die die Berliner Universität nach sowjetischem Vorbild umgestalten wollte, bestand darauf, dass diese ‚neueröffnet‘ und nicht ‚wiedereröffnet‘ wurde, da sie bei einer Wiedereröffnung unter Vier-Mächte-Kontrolle gestanden hätte. Der von der SMAD mit der Eröffnung beauftragte Präsident der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung (DZVV), Paul Wandel, sagte in seiner Rede zum Festakt am 29. Januar 1946: „Ich sprach von der Neueröffnung und nicht von der Wiedereröffnung der Universität. […] Die Berliner Universität muß in der Tat in fast allem neu beginnen. Sie haben das Bild der alten Universität vor sich. Was davon blieb, ist eine einzige Trümmerstätte.“ Auch der neue Rektor Stroux sprach von einer „völligen Erneuerung der äußeren und inneren Gestalt“ der Universität, die allerdings, wie im Mythos vom Vogel Phoenix, ihre Neuschöpfung selbst vollziehen werde. Dabei gelte unverändert „das Programm, das Wilhelm von Humboldt entworfen hat [..] als Quelle der Kraft und Wegleitung in unsere Zukunft“. Diese Zukunft werde „eine Zeit freier deutscher Geistesarbeit“ sein, in der die Universität als „Volksuniversität“ sich allen Schichten des Volkes öffnen werde.[8]:99

Der Lehrbetrieb wurde zunächst in sieben Fakultäten in zum Teil kriegszerstörten Gebäuden wiederaufgenommen. Viele Lehrkräfte waren tot, verschollen oder konnten aufgrund ihrer Verstrickung in den Nationalsozialismus nicht übernommen werden.[9]:110ff. Das erste Nachkriegssemester begann mit 2.800 Studenten.[7]:33 Doch bereits zum Wintersemester 1946 wurde eine Wirtschaftswissenschaftliche und eine Pädagogische Fakultät neu eröffnet. Um politisch oder rassisch verfolgten jungen Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus keine Möglichkeit hatten, die Hochschulreife zu erwerben, diese Chance zu geben, wurde eine Vorstudienanstalt eingerichtet. Daraus ging die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät (ABF) hervor, die bis 1962 existierte.

Spaltung

Der Ost-West-Konflikt im Nachkriegsdeutschland führte zu einer immer stärker werdenden kommunistischen Einflussnahme auf die Universität. Dies blieb nicht unumstritten und hatte starke Proteste innerhalb der Studierendenschaft und von Teilen des Lehrkörpers zur Folge. Erste Beschwerden von Studenten wurden bereits am 1. Mai 1946 laut, als am Hauptgebäude der Universität das Emblem der SED angebracht wurde und es mit roten Fahnen beflaggt wurde.[10]:23 Eine Antwort darauf war unter anderem die Verhaftung mehrerer Studenten, darunter Georg Wrazidlo, welche der CDU bzw. der Jungen Union angehörten, durch die sowjetische Geheimpolizei MWD im März 1947.[11]:38 Die Urteile des sowjetischen Militärtribunals in Berlin-Lichtenberg lauteten jeweils 25 Jahre Zwangsarbeit und wurden mit angeblicher Bildung einer ‚Untergrundbewegung an der Universität Berlin‘, sowie angeblicher Spionage begründet. Daraufhin wurden bereits Ende 1947 Forderungen nach einer freien Universität laut. 18 weitere Studenten und Lehrende wurden zwischen 1945 und 1948 verhaftet oder verschleppt, viele blieben wochenlang verschwunden. Einige brachte man in die Sowjetunion und exekutierte sie dort.

In einer Diskussion am 1. April 1947 zwischen Vertretern des Studentenrates und Professor Solotuchin, dem Leiter der Volksbildungsabteilung der SMAD, erklärte dieser, die Personen seien nicht in ihrer Eigenschaft als Studenten sondern als deutsche Staatsbürger verhaftet worden und zwar „wegen erwiesener faschistischer Aktivitäten“, wobei er jedoch keinerlei Beweise vorlegte.[10]:23

Ein besonderer Kritikpunkt an der Berliner Universität war spätestens seit Beginn des Wintersemesters 1946 das Zulassungsverfahren zum Studium: In den Bewerbungsgesprächen wurde nach politischer Einstellung gefragt, Bewerber aus der Arbeiterschicht sowie solche mit Zugehörigkeit zu kommunistischen Organisationen wurden offenbar bevorzugt, bürgerliche und SED-kritische Studenten ausgeschlossen. Auf Kritik stieß auch die Verpflichtung zur Teilnahme an Vorlesungen mit z. B. dem Titel: „Einführung in die politischen und sozialen Probleme der Gegenwart“. Der Universität wurde vorgeworfen, zur „SED-Parteiuniversität“ zu werden.[11]:33-39

Nachdem im Frühjahr 1948 die Universitätsleitung mehreren Studenten ohne ordentliches Rechtsverfahren die Zulassung zum Studium entzogen hatte, forderten die oppositionellen Studenten eine Freie Universität, die mit Unterstützung vor allem der Amerikaner, der Zeitung Der Tagesspiegel und des Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter im amerikanischen Sektor in Dahlem gegründet wurde. Damit bewahrten die Studenten nach ihrem Verständnis das Humboldtsche Ideal der Freiheit von Lehre und Forschung. Der lateinische Wahlspruch des Wappens: „Veritas – Iustitia – Libertas“ (Wahrheit – Gerechtigkeit – Freiheit), mit dem die Fackel des Geistes tragenden Berliner Bär, sollte die ideologische Distanz zur kommunistisch dominierten alten Berliner Universität zum Ausdruck bringen und gleichzeitig an ihre Tradition erinnern.[12] Die jahrzehntelange Teilung der Stadt in Ost-Berlin und West-Berlin zementierte die Spaltung in zwei eigenständige Universitäten.

Humboldt-Universität

DDR-Zeit

1949 erhielt die alte Berliner Universität Unter den Linden den Namen Humboldt-Universität zu Berlin, das teils kriegszerstörte Hauptgebäude wurde bis dahin rekonstruiert.[13] Zwischen 1946 und 1949 hieß sie – wie in den Anfangsjahren bis 1828 auch – Berliner Universität oder Universität Berlin. Studieninhalte, Studienablauf und Forschungsbedingungen orientierten sich an den politischen Grundlagen der 1949 gegründeten DDR.[10]:121-133 Mit der beginnenden Entspannung in Europa Mitte der siebziger Jahre konnte die Humboldt-Universität auf einigen Wissenschaftsgebieten den internationalen Anschluss wiederherstellen und durch weltweite Kooperationen festigen. Hervorzuheben sind die langjährigen und intensiven Forschungs- und Austauschbeziehungen zu Hochschulen in Mittel- und Osteuropa, insbesondere mit Einrichtungen in der Sowjetunion. Es gab in dieser Zeit intensive Kooperationen mit Universitäten in Japan und den USA, sowie mit Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Lateinamerika.

An der Humboldt-Universität, der größten Universität der DDR, wurden bis 1990 fast 150.000 Studierende ausgebildet. International anerkannte Forscher lehrten an der Universität. Viele konnten auch nach der Wiedervereinigung ihren Platz in der akademischen Welt behaupten.

Nach 1990

Die Erneuerung nach der Deutschen Wiedervereinigung hatte einen erheblichen Personalwechsel zur Folge. Von 1989 bis 1994 schieden im Hochschulbereich fast 3000 Wissenschaftler, teils aus Altersgründen, zumeist aus politischen, fachlichen oder strukturellen Gründen, aus. In Eigenverantwortung von Struktur- und Berufungskommissionen sowieso auf Grundlage von zahlreichen Gutachten und Empfehlungen von Expertengruppen gab sich die Humboldt-Universität ein neues wissenschaftliches Gefüge: Forschungs- und Lehrinhalte wurden evaluiert, verändert und neu definiert.

Seit der deutschen Wiedervereinigung hat Berlin vier Universitäten, die versuchen, ihre Studienpläne zu koordinieren. Traditionelle Studiengänge wurden im Rahmen der Studienreform umstrukturiert und das Lehrangebot auf eine moderne und international vergleichbare Grundlage gestellt und die Forschung neu ausgerichtet und gestärkt.

Durch die Erneuerung gelang es der Humboldt-Universität, in Forschung und Lehre wieder an Ansehen und Attraktivität zu gewinnen. Diese Entwicklung dokumentieren auch die beträchtlichen Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die an die Humboldt-Universität fließen und als Indikator für den wissenschaftlichen Erfolg gelten. Enge Kontakte und Kooperationen mit der Wirtschaft stärken die Verankerung der Universität in der Gesellschaft.

Studierendenentwicklung

Seit 1994 verfügt die Universität über elf Fakultäten und mehrere interdisziplinäre Zentren und Zentralinstitute. Mit über 300 Liegenschaften in Berlin und Brandenburg zählt sie zu den bedeutendsten Standortfaktoren der Region. Im Wintersemester 2004/2005 waren 40.828 Studierende an der Humboldt-Universität einschließlich Charité eingeschrieben. Diese Zahl ist seit 1989 stark angestiegen. Im Wintersemester 1992/1993 studierten noch 20.425 Personen an der Universität, somit hat sich die Zahl seither verdoppelt. Inzwischen unterliegen alle Studiengänge einer Zulassungsbeschränkung. Auch wegen der für junge Menschen attraktiven Hauptstadtlage bewarben sich beispielsweise im Wintersemester 2007/2008 25.750 Abiturienten für nur 3.455 Studienplätze.[14] Sie studieren auf den verschiedenen Standorten in Mitte, Adlershof und im Norden Berlins. 5791 (14,1 Prozent) ausländische Studierende aus mehr als 100 Ländern lernen und forschen derzeit an der Humboldt-Universität.

Rankings

Gegenwärtig pflegt die HU Partnerschaften zu über 170 wissenschaftlichen Einrichtungen auf allen Kontinenten. Sie bezeichnet sich als Reformuniversität im Zeichen der Exzellenz und verfügt über ein Management mit einem hauptamtlichen Präsidium. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, ein System der Qualitätssicherung in Forschung und Lehre sowie die Studienreform machen die HU zu einer der führenden deutschen Hochschulen mit breiter nationaler und internationaler Anerkennung, wie zahlreiche Hochschulrankings jedes Jahr zeigen. Dennoch hat die Humboldt-Universität in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen ihre selbst gesteckten Ziele nicht erreicht. In der ersten Runde im Jahr 2006 wurde ihr Zukunftskonzept nicht zur Antragsstellung aufgefordert. Im Jahr 2007 kam sie zwar in die Vorrunde, wurde jedoch zunächst nicht als sogenannte ‚Eliteuniversität‘ ausgezeichnet. Allerdings bekam sie in der ersten Runde eine Graduiertenschule und in der zweiten Runde zwei weitere Graduiertenschulen sowie ein eigenes Exzellenzcluster (Exzellenzcluster Topoi) bewilligt, an zwei weiteren ist sie gemeinsam mit anderen Berliner Wissenschaftseinrichtungen beteiligt. In der Vorrunde der dritten Exzellenzinitiative 2011 wurde die HU neben sechs weiteren deutschen Universitäten zum Langantrag aufgefordert. Im Rahmen der zweiten Exzellenzinitiative von Bund und Ländern erhielt sie den Exzellenzstatus. Sie erhielt zudem einen neuen Exzellenzcluster und zwei weitere Graduiertenschulen, sodass die Universität nun zwei Exzellenzcluster besitzt und an einem weiteren Cluster gemeinsam mit der TU Berlin beteiligt ist, sowie drei eigene Graduiertenschulen und zwei Beteiligungen an Graduiertenschulen hat.[15]

Im World University Ranking 2014/15 der Times Higher Education erreichte die HU Platz 80 und gehört damit zu den besten vier Universitäten Deutschlands.[16] Im Top Universities by Reputation 2012-Ranking belegte sie Platz 64 und war damit die zweitbeste deutsche Universität.[17]


Text: Wikipedia

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