Reichsluftfahrtministerium

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Siegelmarke Reichsluftfahrtministerium
Ansichtskarte Reichsluftfahrtministerium

Das Reichsluftfahrtministerium (RLM) war ein neu gegründetes Ministerium im Dritten Reich. Für dieses Ministerium wurde 1935 ein monumentales Bürogebäude in Berlin errichtet, das seit 1992 Detlev-Rohwedder-Haus heißt und heute Sitz des Bundesministeriums der Finanzen ist.


Gründung und erste Amtshandlungen

Der Reichskommissar für die Luftfahrt

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 war es eines ihrer Ziele, durch eine Politik der Aufrüstung die durch den Versailler Vertrag auferlegten Schranken zu brechen und das militärische Fundament für die Aggression zur Eroberung von sogenanntem „Lebensraum im Osten“ zu schaffen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Gründung einer Luftwaffe als neuer Teilstreitkraft der Reichswehr geplant. Am 2. Februar 1933 wurde die Verordnung über den Reichskommissar für die Luftfahrt erlassen; sie bestellte einen Reichskommissar für die Luftfahrt. Dieser Kommissar fungierte auch für die Planung und Entwicklung der Luftfahrt und war dem Reichskanzler unmittelbar unterstellt. Hierzu erhielt er seitens des Reichsverkehrsministeriums und des Reichsministerium des Innern alle die zivile Luftfahrt und den Luftschutz betreffenden Vollmachten. Zum Reichskommissar bestimmte Hitler den Jagdflieger des Ersten Weltkriegs, NSDAP-Politiker und preußischen Innenminister Hermann Göring. Dieser hatte durch die Gründung des Deutschen Luftsportverbands bereits einen ersten Schritt zur Gleichschaltung der Luftsportorganisationen getan.


Der Reichsminister der Luftfahrt

Im April 1933 wurde die Behörde des Reichskommissars in den Rang eines Reichsministeriums versetzt. Bald schon zeigte sich, dass die eigentliche Aufgabe des RLM hauptsächlich in der Förderung und Unterstützung der neuen Luftwaffe bestand, deren Oberbefehlshaber ebenfalls Göring wurde. So übertrug der Reichswehrminister Werner von Blomberg aus seinem Geschäftsbereich dem RLM das Luftschutzamt, das zuvor die oberste Behörde der militärischen Luftfahrt war. Dies führte zu einer erheblichen Steigerung seiner politischen Bedeutung, die dadurch mehr und mehr auf den Nationalsozialismus ausgerichtet wurde. Das RLM gab eine eigene Propaganda-Illustrierte mit dem Titel Der Adler heraus.

Eine der ersten Amtshandlungen des RLM – und im Speziellen von Hermann Göring – war, alle Patente von Hugo Junkers und seiner Firmen Junkers & Co. sowie Junkers Motorenbau und Junkers Flugzeugwerk in unberechtigter Weise zu übernehmen. Dies bezog sich insbesondere auf die Rechte um die legendäre Junkers Ju 52. Dazu wurde die Luftfahrtkontor GmbH gegründet, die als Tarngesellschaft die Beteiligung an Junkers verwaltete.


Staatssekretär im Reichsluftfahrtministerium

Staatssekretär im Reichsluftfahrtministerium war von 1933 bis 1945 Erhard Milch, der zugleich Generalinspekteur der Luftwaffe sowie von 1941 bis 1945 auch Generalluftzeugmeister war.


Neubau eines Bürogebäudes und seine spätere Nutzung

1935/1936 wurde in der Wilhelmstraße im Berliner Stadtzentrum für das personell inzwischen stark erweiterte Ministerium auf Görings Veranlassung nach Plänen des Architekten Ernst Sagebiel ein Neubau mit 2000 Büroräumen und 56.000 m² Nutzfläche errichtet – damals das größte Bürogebäude Berlins. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das wenig zerstörte Gebäude vom Finanzministerium der DDR als Haus der Ministerien genutzt. Das mittlerweile total sanierte und modernisierte und in Detlev-Rohwedder-Haus umbenannte Gebäude ist seit dem Umzug der Regierung der Bundesrepublik nach Berlin Sitz des Bundesministeriums der Finanzen.

Von Arno Breker sind mehrere Entwürfe für eine monumentale Skulptur auf dem Vorplatz zum Haupteingang des geplanten Neubaukomplex an der Leipziger Straße überliefert. Sie zeigen als Idee eine aufgesockelte, rund sechs Meter hohe Figur, deren Gewandsaum wie durch eine Bö angehoben nach hinten zu einer flügelähnlichen Form ausschwingt. Sie trägt eine Fackel. Zusätzlich ist den Entwürfen deutlich zu entnehmen, dass die Skulptur mit ihrem freien Arm einen modellartigen Flugkörper – ähnlich einem Speerwerfer – führt.


Organisation und weitere Entwicklung des Ministeriums

Das Technische Amt des RLM, das aus einer bis 1935 bestehenden Abteilung Flugtechnik im Heereswaffenamt hervorgegangen war, war im Wesentlichen für die Entwicklung neuer Flugzeugtypen durch die Luftfahrtindustrie und ihre Produktionsplanung verantwortlich. 1936 berief Göring den späteren Generalobersten Ernst Udet an die Spitze dieses Amtes und vertraute ihm die Aufgaben des Staatssekretärs Erhard Milch an, der bis dahin der maßgebliche Planer und Organisator der Aufrüstung der Luftwaffe gewesen war. Udet war damit für die Entwicklung und Bereitstellung von Flugzeugen, Waffen und Gerät für alle Teile der Luftwaffe zuständig. Udet gliederte das Amt in 13 Abteilungen auf, sodass der Überblick über deren Zuständigkeiten verlorenging. Nach dem Selbstmord Udets 1941 übernahm Erhard Milch wieder dessen Aufgaben.

Verglichen mit ähnlichen Ämtern im In- und Ausland war das RLM nicht besser oder schlechter strukturiert und organisiert, doch vor allem ließen die hervorragenden persönlichen Beziehungen zwischen Göring und Hitler dem RLM schon bald mehr Einfluss und Macht zukommen als anderen Ministerien. Göring nutzte darüber hinaus seine Stellung an der Spitze des RLM, um das Ministerium mit zahlreichen befreundeten und verdienten NS-Größen zu erweitern. Diese waren ihrerseits weniger an den eigentlichen Aufgaben des RLM interessiert, als ihre eigene politische Karriere zu planen und auszubauen.

Im Zusammenhang mit der Übertragung der Luftrüstung an den Reichsminister Albert Speer im Juni 1944 wurde das Ministerium neu und straff durchorganisiert, um so die nötigen Voraussetzungen für neue und schnelle Rüstung- und Entwicklungsaufgaben zu schaffen. Diese späte Entscheidung hatte jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Luftwaffe bzw. den Verlauf des Zweiten Weltkrieges.

Adresse: Wilhelmstraße 81-85 in Berlin


Text: Wikipedia

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