Stadtarchiv Aachen

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Das Stadtarchiv Aachen ist das kommunale Archiv der Stadt Aachen. Es hat seit 2012 seinen Sitz in der vormaligen Nadelfabrik der Rhein-Nadel Automation. Seit 1885 war es im Grashaus und davor im Aachener Rathaus untergebracht. Seine Ursprünge gehen auf das 12. Jahrhundert zurück; erste Erwähnungen als Urkundenarchiv gibt es ab dem 14. Jahrhundert.

Das Stadtarchiv Aachen bewahrt die Bestände über die Geschichte der Stadt Aachen sowie historisch wertvolles Schriftgut eigener und nichtstädtischer Herkunft, ferner Sammlungen von Unternehmen, Vereinen und Institutionen sowie von bedeutenden Großfamilien und Privatpersonen Aachens.

Die ältesten vorhandenen Objekte sind eine Urkunde von Kaiser Heinrich II., datiert auf den 21. Januar 1018, die die Übertragung eines Zehntbezirkes für die Abtei Burtscheid besiegelte,[1] und ein Diplom von Kaiser Friedrich I., Barbarossa vom 9. Januar 1166 über die Erteilung des Münz-, Markt- und Stadtrechts für die Stadt Aachen.

Siegelmarken

Geschichte

Schon früh begann die Stadtverwaltung der Freien Reichsstadt Aachen, wichtige Urkunden zu sammeln und sie spätestens im 14. Jahrhundert in einem eigens dafür geschaffenen Urkundenarchiv zu lagern. Dieses Archiv unterstand der Kanzlei des Stadtschreibers und war den Erwähnungen nach spätestens im 16. Jahrhundert im Granusturm des Aachener Rathauses untergebracht. Weniger wichtige Dokumente und Protokolle wurden in einem Aktenarchiv in den Verwaltungsräumen des Rathauses eingelagert. Diese Unterscheidung in Urkunden- und Aktenarchiv führte dazu, dass im Verlauf des Aachener Stadtbrandes von 1656 zwar das Akten- und Handschriftenmaterial bis auf wenige Ausnahmen völlig verbrannte, die Urkunden im Granusturm jedoch vom Feuer verschont blieben. Trotz der schlechten Erfahrungen aus diesem Brand behielt die Stadtverwaltung bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit die Unterteilung in Urkunden- und Aktenarchiv bei. Die Akten verblieben in einer Art Altregistratur und wurden ab dem 18. Jahrhundert von eigens dafür eingestellten Registratoren betreut.

In Anbetracht der Menge des angesammelten Archivmaterials wurde im 17. Jahrhundert damit begonnen, es inhaltlich zu erfassen und zu registrieren. Nachweislich befasste sich erstmals der Stadtsekretär Heinrich Albert Ostlender (1697–1760) ab 1730 mit der Neuordnung des Archivs und der Erstellung eines Verzeichnisses über den vorhandenen Bestand. Der Jurist Schwarz, über den ansonsten nur wenig bekannt ist, führte diese Aufgabe ab 1760 fort.

Im Jahr 1780 wurde mit Karl Franz Meyer erstmals ein offizieller beamteter Archivar eingestellt und 1782 zum Ratssekretär befördert. Er unternahm umfangreiche Studienreisen, um nach gedruckten Quellen zur Stadtgeschichte zu recherchieren, sie abzuschreiben oder gar unter großen Kosten nach Aachen zu überführen. Als 1794 im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges die französische Armee in Richtung Aachen anrückte, veranlasste Meyer, die Archivbestände nach Münster und in Sicherheit bringen zu lassen. Er selbst ging ins Kloster Werden in Essen-Werden ins Exil, wo er 1795 starb. Nachdem Aachen besetzt und zum Arrondissement d’Aix-la-Chapelle im Département de la Roer erklärt worden war, wurden von den neuen französischen Machthabern die ausgelagerten Archivbestände nach Aachen zurückbeordert. Dort wurden sie ab 1803 von Meyers Sohn Carl Franz Meyer betreut, der nach dem Tod seines Vaters nun Urkunden- und Aktenarchiv in Personalunion verwaltete. Allerdings konnte er bei seinem Amtsantritt nicht verhindern, dass auf Veranlassung des französischen Nationalarchivars Armand Gaston Camus 87 Kaiser- und Papsturkunden an die Pariser Nationalbibliothek übergeben wurden. Nach dem Ende der französischen Besatzung und der Eingliederung in das Königreich Preußen im Jahr 1815 konnte Meyer, der von der preußischen Stadtverwaltung als Stadtarchivar übernommen worden war, diese Urkunden größtenteils wieder aus Paris zurückholen und in die Räumlichkeiten des Rathauses einlagern.

Unter der Leitung seines Nachfolgers Friedrich Ludwig Kraemer musste ab 1840 das Archivgut anlässlich einer umfassenden Rathaussanierung erneut in umliegende Gebäude ausgelagert werden und konnte erst durch dessen Nachfolger Joseph Gerhard Laurent nach 1865 wieder an den dafür vorgesehenen Ort übertragen werden. Laurent, der in Personalunion auch die Stadtbibliothek Aachen leitete, die sich ebenfalls im Rathaus befand, zeichnete sich während seiner Amtszeit vor allem dadurch aus, dass er die Urkunden des Archivs aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Fortsetzung des „codex diplomaticus aquensis“ von Christian Quix bis in das 16. Jahrhundert abschrieb. Mehr als 270 Urkunden wurden dabei von ihm ausgewertet und wieder zugänglich gemacht.

Nach dem zweiten Rathausbrand von 1883, bei dem diesmal kein Archivgut nennenswert zu Schaden kam, wurde beschlossen, den Bestand im Jahr 1889 in das vorher völlig renovierte Grashaus zu verlegen.[2] Zu dieser Zeit war Richard Pick der verantwortliche Archivar, unter dessen Leitung es darüber hinaus zum Aufbau einer Handbibliothek kam. Diese wurde in einem neuen Anbau an das Grashaus eingerichtet, der zugleich auch die ebenfalls aus dem Rathaus umgezogene Stadtbibliothek Aachens beherbergte, die ihrerseits nun unter eigener Leitung stand.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten die Archivbestände erneut in Sicherheit gebracht werden und sie überstanden die Kriegsjahre weitestgehend unversehrt. Nach dem Krieg wurde Heinrich Schiffers, der amtierende Archivar des Diözesanarchivs, kommissarisch mit der Leitung des Stadtarchivs betraut, da der 1945 in den Ruhestand versetzte sowie mit einem Entnazifizierungsverfahren belastete Albert Huyskens das Amt des Archivdirektors nicht mehr ausführen durfte. Im Jahr 1948 übernahm Bernhard Poll als neuer Direktor das Stadtarchiv und begann mit dem Wiederaufbau des stark beschädigten Archivs. Da besonders der Bibliotheksanbau schwere Kriegsschäden erlitten hatte, erhielt die Stadtbibliothek nun neue und eigene Räume in der Peterstraße. Die geretteten Bibliotheksbestände des Stadtarchivs mussten zusammen mit dem zurückgeholten Archivmaterial wieder in den restaurierten Räumen des Grashauses untergebracht werden.

Im Laufe der folgenden Jahre kamen vor allem durch die umfangreichen Eingemeindungen in die Stadt Aachen im Jahr 1972 weitere große Aktenbestände hinzu, sodass die Räumlichkeiten im Grashaus bei Weitem nicht mehr ausreichten. Daraufhin übernahm das Archiv ab 1981 auf Veranlassung von Herbert Lepper geeignete Räume über zwei Etagen in der Barockfabrik, die 1987 durch eine Restaurierungswerkstatt ergänzt wurden. In den anschließenden Jahren stellte sich heraus, dass die Gegebenheiten im Grashaus nicht mehr den modernen technischen und klimatischen Anforderungen eines öffentlichen Archivs mit einer hohen Besucherzahl entsprachen. Daraufhin beschloss die Stadt Aachen, das leerstehende Gebäude der ehemaligen Nadelfabrik am Reichsweg zu erwerben, das sie im Rahmen der Stadtteilerneuerung des Aachener Ostviertels zu einem sozial-pädagogischen und kulturellen Zentrum umbauen ließ und dort ab 2013 das Stadtarchiv zusammen mit seiner vormaligen Außenstelle unter zeitgemäßen Bedingungen einquartierte.


Text: Wikipedia

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