Theresianische Akademie

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Die Theresianische Militärakademie (kurz TherMilAk, lateinisch Alma Mater Theresiana, englisch Theresian Military Academy) ist die einzige Ausbildungsstätte für Truppenoffiziere des österreichischen Bundesheeres. Sie befindet sich in der Burg in Wiener Neustadt (Niederösterreich).

Siegelmarken

Geschichte

Die katastrophale Situation der österreichischen Armee während des österreichischen Erbfolgekrieges hatte Maria Theresia bald davon überzeugt, dass nur eine totale Reform des Militärwesens einen Wandel zu Österreichs Gunsten herbeiführen könne. Einen Wandel, der nicht zuletzt darin bestehen musste, dass das auf einer Art des adeligen Kriegsunternehmertums beruhende Inhabersystem weitgehend zurückgedrängt und das Heerwesen verstaatlicht wurde.

Zur Heranbildung der Offiziere sollte die Errichtung einer allgemeinen militärischen Lehranstalt dienen. Am 14. Dezember 1751 erging die entsprechende Bekanntmachung durch den Hofkriegsrat an die Landesgeneralkommanden. Darin wurde mitgeteilt, dass die Kaiserin mit „allerhöchster Entschließung geruht habe, die Errichtung einer Militärakademie in der landesfürstlichen Burg in der Wiener Neustadt anzuordnen“. Dieser Tag gilt als der Gründungstag der Theresianischen Militärakademie und wird daher alljährlich mit dem „Stiftungsfest“ feierlich gewürdigt. Die Theresianische Militärakademie ist somit die älteste aktive, durchgängig der Offiziersausbildung gewidmete Militärakademie der Welt.

Denkwürdig ist, dass das Gebäude seit 1752 – mit Ausnahme des Zeitraumes März 1940 – Juni 1942 und nach der beinahe vollständigen Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges – durchgängig die Militärakademie beherbergte, wogegen die 1741 gegründete Royal Military Academy Woolwich 1939 geschlossen wurde. Die Royal Military Academy Sandhurst, gegründet 1947, setzt nur in ideeller Hinsicht die Tradition ihrer Vorgängerakademie fort. In Wiener Neustadt wurden dagegen seit 1752 fast durchgängig pro Jahr je 100 Adelige und 100 Bürgerliche aufgenommen. Auch die Offiziere der Österreich-Ungarischen Armee wurden bis 1918 hier ausgebildet.

Historisch nicht belegt, aber dennoch Ausbildungsleitlinie bis heute, ist der Auftrag, den Maria Theresia dem Feldzeugmeister Leopold Joseph Graf von und zu Daun, dem ersten Kommandanten, erteilte „Mach er tüchtige Offiziere und rechtschaffene Männer daraus!“.

Am 11. November 1752 wurde mit 191 Offiziersanwärtern der Ausbildungsbetrieb aufgenommen. Die Zöglinge bildeten das „adelige Cadeten-Corps“. Die Anstalt selbst erhielt die Bezeichnung „Adeliges Cadetenhaus“. Die Bezeichnung als „Academie“ erfolgte erst ab 1765, nachdem auf der Fassade des Uhrturms im Osttrakt der Burg eine Marmortafel mit einer Inschrift zur Erinnerung an die Gründung angebracht wurde, in der das Wort „Academiam“ vorkam.

Bereits 1771 erschien ein vom Lokaldirektor Feldmarschallleutnant Johann Georg Carl Freiherr von Hannig ausgearbeiteter geregelter Studienplan und 1775 das von Maria Theresia sanktionierte Akademie-Reglement. Die Ausbildungszeit betrug damals elf Jahre und wurde schrittweise auf drei Jahre verkürzt.

Der berühmte steirische Erzherzog Johann von Österreich war 44 Jahre (von 1805 bis 1849) Oberdirektor der Theresianischen Militärakademie.

In der ersten Republik wurde die Ausbildung bis 1934 in Enns durchgeführt und anschließend wieder in Wiener Neustadt. Eine Besonderheit in der Zeit zwischen dem Austrofaschismus und dem Anschluss ist die Weigerung des Generalmajors Rudolf Towarek (1933–1938 Kommandant der Militärakademie), die Burg der in Österreich einmarschierten deutschen Wehrmacht zu übergeben. Er ließ die Wache mit aufgepflanztem Bajonett aufmarschieren und verweigerte so der Wehrmacht mehrere Tage den Zutritt zur Burg. Diese Tat hatte bis auf seine Pensionierung keine negativen Auswirkungen auf Generalmajor Towarek, er erhielt sogar die Erlaubnis, nach seiner Pensionierung weiterhin die österreichische Uniform zu tragen.

Von Oberst Erwin Rommel, dem späteren Generalfeldmarschall, wurde unmittelbar nach dem Anschluss eine Kriegsschule für die Offiziersausbildung eingerichtet, die er anfangs auch selbst leitete. In dieser Zeit erfolgte auch eine Erweiterung der Infrastruktur. Südlich der Burg wurde ein Lehrgangsgebäude errichtet, die heutige Daun-Kaserne.[1] Weiter südlich wurden 13 Wohnhäuser für Offiziere und Unteroffiziere, sowie am Knollteich die Villa für den Schulkommandanten gebaut. Im nördlichen Teil des Akademieparks wurde ein Schwimmbad, der Vorläufer des heutigen Akademiebades, errichtet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Burg durch Fliegerbomben, Brände und Plünderungen fast vollkommen zerstört. Sie brannte im April 1945 innerhalb von fast 8 Tagen restlos aus. Die übrig gebliebene Ruine wurde beim Wiederaufbau in den Jahren 1946 bis 1959 in ihrer historischen Form wiederhergestellt, das Innere jedoch den zeitlichen Erfordernissen angepasst. So konnte die Militärakademie im Jahr 1958 von Enns, wo nach der Gründung des Bundesheeres im Jahr 1955 die Offiziersausbildung durchgeführt wurde, nach Wiener Neustadt zurückkehren.[2] Hauptportal der Theresianischen Militärakademie

Im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ist das Fahnenband der ersten Fahne der Militärakademie ausgestellt. Es wurde von Maria Theresia knapp vor ihrem Tod 1780 für die erste Fahne gestiftet, angeblich soll sie es persönlich bestickt haben. Unter dem Fahnenband befinden sich zwei Bilder (Gouachen) von Bernhard Albrecht (1758–1822). Albrecht war Zeichenlehrer der Militärakademie und schilderte auch die Zöglinge bei ihren militärischen und sportlichen Übungen.[3] So zeigen die Bilder Szenen wie „Übungsschießen mit Mörsern“ und „Balancierübungen der Kadetten auf dem hohen Balkensteg“. Die Blätter sind zwischen 1785 und 1793 entstanden.[4]

Der aktuelle Kommandant ist Generalmajor Karl Pronhagl.[5]

Am 3. Februar 2023 erfolgte der Spatenstich zu einer Erweiterung des Campus der Militärakademie. Um rund 36,5 Millionen Euro sollen bis Oktober 2024 ein Unterkunftsgebäude für 220 Soldaten und ein Wirtschaftsgebäude mit Küche und Speisesaal sowie Werkstätten (Tischlerei, Schneiderei, Schusterei, Sattlerei) errichtet werden.[6][7][


Text: Wikipedia

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